Kein wirkliches Lesevergnügen

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Antje Rávik Strubel wurde 2021 für ihren Roman „Die blaue Frau“ mit dem Buchpreis ausgezeichnet. Jetzt ist ihr neuer Roman „Der Einfluss der Fasane“ mit einer vielversprechenden Kurzbeschreibung erschienen.
Für mich war es der erste Roman der Autorin. Und ich weiß noch nicht, ob ich Lust auf weitere Literatur von Antje Rávik Strubel habe, denn der „Der Einfluss der Fasane“ hat mir nicht sonderlich gut gefallen.
Ich konnte einfach nicht so richtig folgen oder die Botschaften dechiffrieren, die in der Geschichte der Feuilletonchefin Hella Karl vermittelt werden sollten.
Die äußeren Eckpfeiler der Handlung kann ich noch gut ausmachen, aber der Subkontext erschließt sich mir nicht so ganz.
Die besagte Feuilletonchefin Hella Karl hat in einem Zeitungsartikel die sexistischen Praktiken eines renommierten Theaterindentanden aufgedeckt und kritisch darüber berichtet.
Der hat sich jetzt allerdings in Sydney während einer Operaufführung seiner ebenfalls berühmeten Frau umgebracht.
Für die Presse natürlich ein gefundenes Fressen und Hella Karl steckt schnell in der Rolle des Bösewichts.
Hat sie den Mann mit ihrem Artikel in den Selbstmord getrieben?
Die Schuldzuweisungen der Presse sind die eine Sachen, die andere ist die individuelle Schuld Hella Karls. Oder gibt es die überhaupt?

Mir ist einigermaßen klar, dass Antje Rávik Strubel in ihrem Roman ganz viel mit den stereotypen Vorstellungen von Geschlechterrollen arbeitet. Hält sich Hella Karl ihren jüngeren Mann nicht als klassisches Sexobjekt zu Hause in der Rolle der traditionellen Hausfrau? Agiert sie im Umgang mit ihren jüngeren Mitarbeiterinnen nicht patriarchal herablassend von oben herab?

Andere verschlüsseltere Gesellschaftskritik erschließt sich mir dann weniger.

In ihrem neuen Roman „rechnet Antje Rávik Strubel mit Aufregungsmechanismen und Blindheit der Medien ab“, titelt der Tagesspiegel.

Öh ja, so wird der Roman mehrmals beschrieben, aber warum kann ich das dann gar nicht so wirklich IN dem Roman lesen? Wo wird das denn beschrieben, habe ich das überlesen?
Die häufig von Antje Rávik Strubel verwendeten Dialoge lesen sich für mich konstruiert, fast surreal satirisch, nur dass ich den springenden Punkt scheinbar einfach nicht verstehe.
Anscheinend basieren ihre Figuren und die geschilderten Vorfälle auf wahren Begebenheiten, aber ich habe natürlich keinen Schimmer auf welchen.
Und die Fasane? Sie erscheinen als roter Faden immer wieder, sogar ganz dramatisch am Ende des Romans, aber was will die Autorin mir damit sagen?


Ich denke, dass das Zielpublikum des Romans definitiv ein Intellektuelles ist. Allein der Schreibstil hat schon einen gewissen Anspruch und bereitet vielleicht nicht jedem Lesepublikum eine intuitive Lesefreude.
Ich selbst habe den Roman mit grundsätzlichem Interesse, aber ohne großes Vergnügen gelesen.
Aber wahrscheinlich liebt das Feuilleton Romane über das Feuilleton und wird auch diesen hoffentlich ausführlich und detailliert besprechen und ihn für mich in der Nachlese nochmals aufbereiten.