Der eiserne Sommer

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schlumbergera Avatar

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**Inhaltsangabe: **

München, 1914: Kommissar Reitmeyer bekommt einen alltäglichen Fall auf den Tisch - so sieht es jedenfalls zuerst aus. Ein Kellner wurde tot aufgefunden, vermutlich in betrunkenem Zustand gestürzt und an der Kopfverletzung gestorben. Doch was so alltäglich beginnt, wird ein sehr komplexer Fall. Denn es bleibt nicht der einzige Tote, der auf eine sehr professionelle Art umgebracht wurde. Der Fall führt Kommissar Reitmeyer in gut betuchte Kreise und auch ein Verdacht auf Beteiligung von Offizieren kann nicht ignoriert werden. Doch die zivile Kripo darf nicht gegen Militärpersonen ermitteln. Eine Sackgasse für Kommissar Reitmeyer? Doch sein aufgeweckter Polizeischüler Korbinian Rattler, ein Fan von Sherlock Holmes, entdeckt weitere Hinweise, die ihn aber in große Gefahr bringen, denn die Hintermänner in dieser Angelegenheit kennen keine Skrupel, wenn es um das Ansehen von Offizieren geht - schließlich wurde gerade in Sarajewo der österreichische Thronfolger erschossen und der erste Weltkrieg steht vor der Tür ...

**Meine Meinung: **

Was sich zunächst als gemütlicher Krimi anlässt, entwickelt sich zu einem komplex konstruierten Fall, der Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert. 

Sebastian Reitmeyer ist ein sympathischer Kommissar, der trotz mancher Drohungen von oben an seiner Arbeit nicht locker lässt. Reitmeyer ist kein Draufgänger, er gehört eher der stillen Sorte an, die aber unbeirrt ihren Weg geht und auch - wenn nötig - auf den Tisch hauen kann, um Aussagen zu bekommen. Mir erschien seine Art als sehr angenehm - auch wenn ich ihn zuerst für älter eingeschätzt hätte, als er letztendlich ist. Vermutlich aufgrund seiner etwas behäbigen Art. Über den privaten Reitmeyer erfahren wir leider nich so viel, die Autorin gibt uns nur ein paar Bruchstückchen aus seiner Vergangenheit. Hier hätte ich gerne mehr erfahren, aber da es ein "erster Fall" ist, wird das vielleicht in einem anderen Buch nachgeholt. 

Reitmeyers Freunde aus der Familie Dohmberg sind da etwas facettenreicher beschrieben. Vor allem Caroline, eine der ersten Ärztinnen Münchens und Jugendfreundin von Reitmeyer. Sie spielt als Pathologin auch eine wichtige Rolle in dieser Geschichte und hilft bei der Aufklärung der Morde - auf ihre Art, die nicht unbedingt Reitmeyers Erwartungen entspricht. 

Es tummeln sich eine ganze Menge an Figuren in der Geschichte, die mehr oder weniger sympathisch erscheinen. Gefallen hat mir vor allem der Polizeischüler Korbinian Rattler, der mit den Methoden des Sherlock Holmes versucht, Licht in den Fall zu bringen. 

Beeindruckend fand ich die Stimmung, die in der Geschichte erzeugt wird. Obwohl man eine Ahnung bekommt, dass es bald Krieg geben wird, lebt man seinen Alltag. Doch Sorgen und Angst lassen sich nicht unterdrücken und führen zu panischen, überzogenen Reaktionen, an denen auch Familien zerbrechen. 

Die Auflösung des Falles selbst fand ich etwas überzogen, aber es passte alles zusammen. Also kann ich gut damit leben. 

Das Buch ist nicht reißerisch, es wird gemächlich erzählt, und doch ist es eine Geschichte, an die man sich erinnert.