Eiserne Hierarchie und Vorurteil

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meldsebjon Avatar

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Kommissär Sebastian Reitmeyer ist ein etwas aus dem Rahmen fallendes Exemplar seiner Zunft, zumindest für das Jahr 1914. In seiner Jugend hatte er viel Kontakt mit adeligen Leuten, ist ,mit den drei Kindern der Familie von Dohmberg aufgewachsen. Er spielt Geige und fährt zu seinen Einsatzorten mit dem Fahrrad. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen setzt bei ihm das Denken nicht komplett aus, sobald er einer höhergestellten Persönlichkeit begegnet. Auch weiß er die Pfiffigkeit des Kriminallehrlings Rattler, anders als seine Kollegen, durchaus zu schätzen.
Er ermittelt in Fällen von Einbruch und Zechprellerei und wird dann zu einem Todesfall gerufen. Ein junger Mann scheint betrunken die Treppe herabgestürzt zu sein und ist offenbar danach erfroren. Rattler fallen Unstimmigkeiten auf, bei der Obduktion gibt es weitere Merkwürdigkeiten, also wird der Todesfall als Mordfall behandelt. Die Ermittlungen gehen auch in höhere Kreise, schlimmer: auch beim Militär scheint es Verbindungen zu geben. Dummerweise stellt sich der Tote auch noch als schwul heraus, was im Zusammenhang mit besagtem Personenkreis einfach nicht sein kann..
Folglich versucht man dem Herrn Kommissär von höchster Stelle einen Maulkorb zu verpassen. Es sterben weitere Menschen, ein Zusammenhang ist offensichtlich. Zwar will Reitmeyer auch nicht alles herausfinden, da er befürchtet, Freunde könnten betroffen sein, aber einen Mörder möchte er auch nicht entkommen lassen.
Gleichzeitig ist die Welt im Umbruch. Das Attentat von Sarajewo hat stattgefunden, die Diplomatie stößt an Grenzen. Althergebrachte Hierarchien geraten ins Wanken, nicht alles kann unter den Teppich gekehrt werden. Dinge verändern die Welt, aber das geschieht alles doch noch recht gemächlich. Anders als in der heutigen schnelllebigen Zeit geht man alles recht langsam an.
So ist auch der Schreibstil der Autorin dem Thema angepasst. Das ist einerseits passend, weil es zur Zeit passt und den Leser mitnimmt in die Vergangenheit. Andererseits braucht man aber auch Geduld, um sich in die Geschichte einzulesen. Die Bezeichnung "Kriminalroman" trifft zu, einen Thriller darf man nicht erwarten. Stattdessen darf man mitknobeln.