Weil nicht sein kann, was nicht sein darf...

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botte05 Avatar

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„1914. Zwei Schüsse fallen in Sarajewo, und die Welt rückt näher an den Abgrund. Franz Ferdinand, der Thronfolger Österreich-Ungarns, ist tot. Zur gleichen Zeit steht Kommissär Reitmeyer in München vor einer schwierigen Entscheidung: Er hat es satt, die Marionette des Polizeipräsidenten zu sein. Am Isarufer wird die Leiche eines jungen Mannes geborgen, der Kontakte zu homosexuellen Zirkeln hatte. Während die Bevölkerung wie im Taumel das hundertjährige Bestehen des königlichen Leibregiments feiert, führen Reitmeyer die Ermittlungen von den Arbeitervierteln bis in die Villen der Großbürger. Und in das berüchtigte Café Neptun, Vergnügungsort der Offiziere. Aber gegen das Militär darf er per Gesetz nicht vorgehen, und der Polizeipräsident drängt ihn, nicht noch tiefer zu schürfen. Da macht Reitmeyer eine ungeheuerliche Entdeckung, die nicht nur ihn selbst zum Abschuss freigibt. Unmittelbar vor Kriegsausbruch könnte sie das ganze Land in den Untergang stürzen…“ Zitat Klappentext.

Sebastian Reitmeyer ist ein Kommissär der „alten Schule“. Seine Aufgabe ist es, Spuren zu suchen, zu finden und sich auf die Fährte des Täters zu begeben. Aber dieses Mal ist alles irgendwie anders. Zu Zeugenbefragungen in „höheren Kreisen“ darf er nur in Begleitung seines Vorgesetzten, nachdem ihm ein Maulkorb bezüglich „unziemlicher“ Fragen und / oder Verdächtigungen verpasst wird. Auch andere Größen aus höchsten Regierungskreisen bestellen ihn zu vermeintlich konspirativen Treffen und schmieren ihm Honig ums Maul, während sie seinen Aktionsradius zu beschränken suchen.
Ohnehin ist seine Aufklärungsarbeit sehr erschwert, da er in unmittelbarer Nähe zum Militär zu ermitteln gezwungen ist, was sehr sachtes Vorgehen und leichte Rechtsbeugung beinhaltet. Und letztlich scheint es so zu sein, dass ohnehin „alle“ wissen, was der Kommissär mühsam zu entschlüsseln sucht.

„Der Eiserne Sommer“ ist ein solider Kriminalroman, welcher in einer anderen Zeit spielt, welche in Sprache und historischer Kulisse sehr authentisch daherkommt. Aber gerade die Sprache macht mir die Begleitung von Sebastian Reitmeyer nicht gerade einfach. Reitmeyer an sich ist ein „Typ“, wie man heute sagen würde, dem man gerne folgt. Ich habe mich schwer getan, diesen Krimi bis zum Ende zu lesen. Es gibt für mich sehr viele Schauplätze, sehr viele Protagonisten, welche mich – nicht zuletzt bedingt durch mehrere Lesepausen – im Laufe der Zeit doch sehr verwirren. Und auch mit der „Lösung“ des Falles bin ich uneins. So kann ich nur eine durchschnittliche Bewertung abgeben, die mit Sicherheit in der breiten Masse so „schlecht“ nicht ausfallen wird.

Aber ungeachtet meiner Vorbehalte ist „Der Eiserne Sommer“ ein guter historischer Kriminalroman, m. E. gut recherchiert und umgesetzt. Liebhabern leichtgängiger Krimikunst würde ich ihn nicht empfehlen.

Rezension: Angelika Felenda, Der eiserne Sommer, Kriminalroman, Verlag Suhrkamp Nova, broschiert, 435 Seiten, 14,99 €, Erscheinungsdatum: 18.08.2014