Wissenschaftlich fundiert und warmherzig.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lysch Avatar

Von

Nicola Schmidt ist mit ihrem neuen Buch das gelungen, was viele Eltern im Erziehungsdschungel vergeblich suchen – eine Idee, einen Wegweiser, eine Basis für ihr Handeln, einen „Kompass“ eben. Doch was macht nun dieses Buch so besonders? Ratgeber gibt es schließlich genug und mit Ratschlägen von „erfahrenen“ Müttern, Vätern und Experten werden junge Eltern sowieso bei jeder sich bietenden Gelegenheit überhäuft. Genau für solche Situationen ist dieses Buch Gold wert!

Die Autorin beschreibt warmherzig, undogmatisch und unaufgeregt Phänomene und Probleme, die alle Eltern früher oder später erleben, zeigt mögliche Wege für eine wertvolle Eltern-Kind-Beziehung auf und verweist liebevoll, aber eindringlich auf die Basis jeder Erziehung – den Blick hin zum Kind. Von der Schwangerschaft bis zum Schulkind ist jeder Entwicklungsstufe ein Kapitel mit vielen wichtigen und informativen Unterthemen gewidmet. Dabei wird keine eigene, innovative Theorie entwickelt und auch kein Geheimrezept aus dem Ärmel geschüttelt, sondern es werden gängige und tradierte Erziehungsmuster mit den neuesten Erkenntnissen aus der Kindheits- und Entwicklungsforschung hinterfragt. Wissenschaftlich fundiert fasst die Autorin das Wunder der Kindheit auf beeindruckende Weise zusammen und verliert dabei nie ihren Humor und ihren lockeren Schreibstil an Studien, Daten und Analysen.

Nicola Schmidt ist keine Pädagogin, punktet aber mit ihrem breiten Wissen als Wissenschaftsjournalistin und Sozialwissenschaftlerin und durch ihre langjährigen Erfahrungen mit ihrem Projekt „Artgerecht“ und die damit verbundene Arbeit mit Familien und pädagogischem Fachpersonal. Darüber hinaus ist auch sie eine Mutter, die selbst oft mittendrin im Erziehungslabyrinth feststeckte. Man merkt diesem Buch an, dass viel Herzblut und noch mehr Recherchearbeit hineingeflossen sind. Geschickt verknüpft sie ein vermeintlich persönliches Thema mit den großen, gesamtgesellschaftlichen Fragen und schafft damit eine Schnittstelle zwischen Pädagogik, Politik und Nachhaltigkeit. Erziehung bedeutet immer Arbeit an der Zukunft der Menschheit. Denn nur durch Wärme, Liebe und Zuwendung entwickeln Kinder ein stabiles Stresssystem, Selbstwertgefühl und Resilienz und damit die Voraussetzungen für ein gesundes Bindungsverhalten. Eine stabile Bindung zu sich selbst, zu anderen und zum Heimatplaneten bildet nämlich die Grundlage, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Wir haben es also in der Hand.

„Wenn wir die Welt verändern wollen, müssen wir bei unseren Kindern anfangen – und bei dem Kind in uns. Dann ist eine andere Welt plötzlich möglich.“ (S. 20)