Man muss ja nicht zwingend das Rad neu erfinden!

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melanie.e Avatar

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„Es gibt Momente, da vertstehen wir uns selbst nicht mehr.“ - kein schlechter erster satz, um ein Buch zu beginnen. Tatsächlich ist Vivian Dittmar´s Ratgeber „Der emotionale Rucksack“ auch viel mehr als „nur ein Buch“. Natürlich, jeder hat so sein Päckchen zu tragen, denn „unser Innenleben ist voll von großen und kleinen Dramen“. Viel wichtiger ist aber, wie wir mit emotional problematischen Situationen umgehen -„Wachsen wir an ihnen, oder zerbrechen wir?“

Wie groß diese Last ist, die jeder Mensch zu tragen hat, hängt mitunter von drei wesentlichen Faktoren ab: der Intensität der bisherigen Erfahrungen, der Sensibilität sowie der Unterstützung, die man in der Verarbeitung emotionaler Ereignisse erfährt. In weiterer Folge klärt die Autorin nicht nur, wie es aussieht und sich anfühlt, wenn der Körper, sowohl emotional als auch mental aktiviert wird, wenn man seine Komfortzone verlässt, sondern auch, wie man mit ebendiesen ausgelösten Zuständen bestmöglich umgehen kann. 
Nicht, dass manchen Menschen - mir eingeschlossen- nicht oft bewusst ist, dass wir emotionale Ereignisse oftmals mittels Kompenastion, Ablenkung oder ähnlichen anderweitigen Strategien zu entschärfen versuchen - die Autorin erinnert hier jedoch immer wieder daran, dass ebensolche Handlungen durchaus legitim sind, um die Situation zu mildern, jedoch keine Lösung darstellen. Sie regt an, darüber nachzudenken, wie man selbst in so mancher Situation handeln würde, gibt Tipps, wie viel bewusster in selbigen Situationen umgegegangen werden kann mittels zahlreicher Anregungen und Anleitungen auch im Anhang. Auch anhand der Übungen, die sie immer wieder am Ende der Kapitel einfließen lässt, wird der Leser auch angeregt, aktiv das Gelesene auch auf sich zu projizieren: „Wie genau sieht das bei dir aus?“oder „Was sind meine Dramen?“.

Natürlich ist die Idee des „emotionalen Rucksackes“ keine von Grund auf neue. Ob vom „Rucksack“, von „Päckchen“, „Lasten“ oder ähnlichem die Rede ist - im Grunde bezeichnet es doch dasselbe. Wie ich aber meine, muss man ja nicht zwingen das Rad neu erfinden, vielmehr finde ich es immer wieder toll, wenn sich jemand diesem so wichtigen Thema annimmt, neue Ratgeber verfasst, um Menschen zu erreichen, nützliche Tipps zu geben und somit - wenn auch nur ein kleines Stücken - das eigene Leben auch im Umgang mit Mitmenschen einfacher und angenehmer zu machen und vor allem auch mittels Selbstreflexion eigene Reaktionen/ Handlungen zu verstehen und aus ebendiesen zu lernen.

Mir gefiel die lockere Art, wie die Autorin auch durchaus persönliche Erlebnisse und Erfahrungen miteinfließen lässt, um ihre Theorien, Anmerkungen und Empfehlungen anschaulicher zu gestalten. Ein gut konzipierter Ratgeber, der sich sehr einfach lesen lässt und wovon man durchaus profitieren kann - zu einem Thema, mit dem man sich immer wieder beschäftigen sollte!