Die Lebensgeschichte eines deutschen Auswanderers im Zwanzigsten Jahrhundert

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takabayashi Avatar

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Die Autorin Ulla Lenze berichtet über den rheinländischen Auswanderer Josef Klein, aber leider gelingt es ihr nicht, das dramatische Potenzial dieser Lebensgeschichte spannend zur Geltung zu bringen.
Grob umrissen klang die Geschichte sehr vielversprechend, doch leider bleibt die Persönlichkeit des Josef Klein äußerst blass, gewinnt keine Kontur – ein Mann ohne Eigenschaften!
Eigentlich wollte er in den Zwanziger Jahren mit seinem jüngeren Bruder zusammen nach Amerika auswandern, doch das scheitert an einem Unfall, bei dem der Bruder ein Auge verliert. Mit solch einem Handicap besteht keine Chance, durch die rigiden Gesundheitskontrollen in Ellis Island zu kommen, deshalb zieht Josef alleine los. New York gefällt ihm er fühlt sich wohl dort, bekommt aber nicht wirklich ein Bein auf den Boden und arbeitet als ungelernte Hilfskraft. Sein Hobby ist das Amateur-Funken und dadurch rutscht er mehr oder weniger zufällig in einen Spionagering deutscher Nazis hinein, die seine Talente für ihre Zwecke ausnützen. Er hat nicht wirklich eine Meinung zur politischen Entwicklung in Deutschland, ihm gefällt es, dass er mit seinem Hobby Geld verdienen kann. Er wird erwischt, landet erst im Gefängnis, wird dann auf Ellis Island interniert und letztendlich (da hat er Glück) in die Heimat abgeschoben und kommt dann 1948 wieder zu seinem Bruder – der inzwischen Frau und Kinder hat – nach Neuss. Dort fühlt er sich gar nicht mehr heimisch, alles ist ihm zu eng und da er nicht in sein geliebtes New York zurückkann, landet er schließlich in Costa Rica.
Das klingt nach einer spannenden Geschichte und die Autorin kann auch gut schreiben. Der Roman spielt in unterschiedlichen Zeitebenen an verschiedenen Orten, doch keine der handelnden Personen ist mir nahegekommen. Das Schicksal Josef Kleins hat mich kalt gelassen, ich konnte seine Beweggründe nicht verstehen und das ist wirklich schade, denn es wäre genug Stoff für ein Familiendrama, einen historischen Roman oder eine Spionagegeschichte vorhanden. Obwohl ich mich eigentlich für die Handlung interessierte, bin ich teilweise nur quälend langsam vorangekommen, musste mich regelrecht bis zum Ende durchkämpfen. Für mich leider eine eher enttäuschende Lektüre!