Ein historischer Roman über die politischen Verstrickungen fernab der Heimat

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herzchen.65 Avatar

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Ulla Lenze erzählt in ihrem Roman "Der Empfänger" von dem rheinländischen Auswanderer Josef Klein, der während des Zweiten Weltkriegs in das Spionagenetzwerk des Naziregimes in den USA gerät. 1925 betritt Josef Klein die andere Seite des Atlantiks. Sein Neuanfang in New York fällt ihm nicht leicht. Durch einen Zufall trifft er auf Arthur, der ihm eine Stelle in seiner Druckerei anbietet. Mit zunehmendem Einfluss Hitlers und Deutschlands auf die Welt wird auch der Ton in den USA rauer. Das zeigt sich dann auch in den Aufträgen und die Druckerei arbeitet zwischen den Fronten der weißen und schwarzen Bevölkerung.
Josef ist Hobbyfunker und empfängt über seine selbstgebaute Funkstation Meldungen aus aller Welt und schickt ebenso kurze Nachrichten hinaus. Durch eine weitere Bekanntschaft erhält er dann ein Jobangebot als Funker, das er zunächst begeistert annimmt. Doch durch die Zusammenarbeit mit Max und Ludwig, aber auch die Verschlüsselung der versendeten Daten, dämmert es ihm langsam, dass es sich hier nicht um keinen normalen Job handelt. Er ist Teil eines großen Spionagenetzwerks und als er das erkennt, steckt er schon viel zu tief drin. Diese politischen Verstrickungen fernab der deutschen Heimat und den Blick auf den Zweiten Weltkrieg über Europa hinaus fand ich sehr spannend. Leider bin ich mit Josef nicht warm geworden. Seine Naivität und das Schönreden seiner Funktion und der politischen Einflüsse waren für mich sehr anstrengend und erinnerten mich häufig an die Verdrängung der Brutalität hierzulande. Das Buch empfand ich trotz vieler Begegnungen und der sich entwickelnden Liebe zu Lauren als eine sehr kühle und unemotionale Berichterstattung. Es war interessant, allerdings hätte ich mir etwas mehr Gefühl gewünscht, verstehe es aber auch, dass man sich mit dieser Thematik eher unbefangen auseinandersetzen sollte.