Im Exil

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
tochteralice Avatar

Von

Joe ist ausgewandert in die Staaten, irgendwann nach dem Großen Krieg und ist in New York gelandet, wo er sich ganz gut durchschlägt und zwar wegen seiner Vorliebe für die Technik, er puzzelt gerne an Maschinen rum und ist Hobbyfunker.

Dann, irgendwann, taucht Hitler auf in Deutschland. "Vaterland" wird nun wieder ein wichtigeres Wort, gerade auch unter Exilanten. Wohlgemerkt unter einem Teil der Exilanten, die auch entsprechende Versammlungen und Feiern organisieren. Joe rutscht da mehr oder weniger rein und hat auf einmal regelmäßig zwei Funker bei sich rumrocken.

Bis es auf einmal um Spionage geht und Joe im Knast landet.

Wir lesen zu großen Teilen aus dem "Danach": 1949. Joe ist ausgewiesen worden aus den Staaten und kommt im heimischen Rheinland unter. Bei der Familie seines Bruders Carl in Neuss. Doch auch hier fühlt er sich gewissermaßen im Exil, fühlt sich unwillkommen, obwohl man sich Mühe gibt, vor allem aber missverstanden. Es zieht in weiter nach Südamerika.

Ulla Lenze schildert hier die Geschichte eines ewigen Exilanten, eines, der sich nirgendwo zuhause und schlimmer: irgendwann nirgendwo mehr willkommen fühlt. Mit sparsamen Worten, oft in Andeutungen lässt sie den Leser mit Josef durch die Handlung ziehen, setzt auf eine reduzierte Art und Weise auf Gefühle, spielt, nein: arbeitet mit den Empfindungen des Lesers.

Ein sehr interessantes Buch zu einem ebenso interessanten Thema. Ich kann nicht sagen, ob mich die Handlung mehr faszinierte oder der Stil. Nur manchmal, da fühlte ich mich befremdet und ganz, ganz weit weg. Aber vielleicht war das ja gewissermaßen eine Absicht.