Licht und Schatten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
insta.amreading Avatar

Von

Aufgesplittet in verschiedene Zeit- und Ortsebenen (New York um 1939, Neuss 1949, Südamerika) wird die Geschichte von Josef Klein erzählt. Josef ist ein deutscher Auswanderer in New York, der im 2. Weltkrieg als Funker für politische Akteure interessant wird.

Als Hauptfigur des Romans bleibt Josef, ähnlich wie bei seiner Funkertätigkeit, eher diffus und unscheinbar skizziert. Er ist ruhig und bleibt auch bei den neugierigen Fragen seines Bruders eher passiv und einsilbig, was echte aussagekräftige Informationen betrifft. Bei mir wollte sich kein klares Bild über ihn einstellen, was ja auch schon wunderbar auf dem Buchumschlag angedeutet wird und für einen "Empfänger" natürlich perfekt passt. "Sie wissen, wer er ist, wissen, dass sie es nicht wirklich wissen." Naiver introvertierter Technik-Freak? Mitläufer? Chamäleon? Man hat das Gefühl, Josef weiß es selber nicht. Er macht sich zeitweise Selbstvorwürfe, relativiert dann aber auch wieder. "Statt sich zu stellen, war er nun dabei, seine Flucht vorzubereiten."

Erschreckend fand ich, wie aktuell so manche Themen in diesem Roman sind, z.B. Antisemitismus, "America First", die Verteufelung der Medien bzw. der Aufschrei so mancher, dass man seine Meinung nicht mehr laut sagen dürfte. History repeating.

Ich war von der Geschichte voll eingenommen, von den geschichtlichen Hintergründen, von der Schreibweise der Autorin; nur die Hauptfigur Josef blieb für mich ungreifbar. Letztendlich bleibt offen, wie man Josef denn jetzt bewerten soll und das war für mich beim Lesen einfach schwierig (wenn auch verständlich). Trotzdem habe ich mich immer gut unterhalten gefühlt, also insgesamt eine Leseempfehlung für historisch Interressierte!