Schicksal eines Auswanderes

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stefanb Avatar

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Mit „Der Empfänger“ liefert die Autorin Ulla Lenze ein Stück spannender Geschichte, die man so wahrscheinlich nicht kannte oder allzu oft gehört hatte.
Josef „Joe“ Klein, Protagonist und Auswanderer, kommt fernab der Heimat in das Spionagenetzwerk der deutschen Abwehr in den Vereinigten Staaten. Der neugierig machende Klappentext, die Vorstellung wie spannend das Ganze sein muss, bleiben leider beim Lesen des Romans auf der Strecke, obwohl das Buch sehr viel Potenzial bietet.
Die ganze Geschichte um Josef liest sich etwas anstrengend, dabei versprechen die zwei Zeitebenen Spannung. Der Schreibstil von Lenze ist anders, nicht schlecht, aber anders. Man braucht Zeit, um in das Geschehen einzutauchen. Lenze will viel, packt viele Themen in dieses Buch. Auch neue Aspekte, zum Beispiel über die Amerikanischen Rechten, welche ich so noch nicht kannte. Vieles wirkt eher wie ein Sachbuch, jedoch nicht in der dazugehörigen Tiefe, die das wieder interessant gemacht hätten. Dazu tragen auch die Zeichnungen der Charaktere bei. Sie bleiben alle blass. Man liest fast emotionslos den Roman, was den Charakteren geschuldet ist. So wirkt die Beziehung von Josef zu seinem Bruder Carl oder zur Amerikanerin Lauren kühl. Man wird davon nicht berührt. Alles bleibt für die Leser*innen sehr distanziert.
Meinem persönlichen Empfinden nach, wirkt Josef viel zu naiv, zu gleichgültig und so schafft es das Buch auch nicht, mich für dieses Einzelschicksal zu begeistern.