Die Windstille der Seele

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heidi59 Avatar

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Münster, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs , die Stadt ist zerstört . Es ist Winter und die Menschen kämpfen um ihre Existenz.

In dieser schweren Zeit hält die junge Anna Henke ihre Familie als Dolmetscherin bei der britischen Besatzungsmacht über Wasser. Dort lernt sie auch den charismatischen ,englischen Captain , Jeremy Fraser kennen .

Als sie eines Tages mit Fieber bei der Arbeit erscheint, ist der Captain sehr besorgt und bringt Anna nach Hause .

Für beide der Anfang einer leidenschaftlichen Liaison mit dem Feind , die im Nachkriegsdeutschland mehr als verpönt ist .

Trotzalledem merken beide schnell , dass sie nicht mehr ohne den Anderen können . Es ist die große Liebe . Anna und Jeremy sind glücklich und wollen sich nie wieder trennen. Als Anna merkt das sie schwanger ist , freut sie sich und kann es kaum erwarten Jeremy davon zu erzählen . Doch der ist plötzlich spurlos verschwunden . Eigentlich wollte nur seine Angelegenheiten in Großbritannien regeln und in ein paar Tagen zurück sein . Voller Hoffnung wartet Anna auf Jeremy doch er taucht nicht wieder auf . Ihre verzweifelte Bemühungen ihn zu finden werden von britischer Seite im Keim erstickt und sabotiert.

Bei der Behörde der Britischen Besatzungsmacht verweigert man ihr jede Auskunft über Captain Fraser .


Zitat S. 210 im Buch

“Ich lebte in einer Windstille der Seele.

Aber ich sah ihn in meinen Tagträumen so lebendig und ganz nahe.

Und doch - wo war er jetzt ? Wo nur, wo ?”


Vierzig Jahre später, nach Annas Tod , findet ihre Tochter Charlotte die Tagebuchaufzeichnungen ihrer Mutter und alte Tonbandaufnahmen. – und sie macht sich daran, das Geheimnis der großen verbotenen Liebe von Anna und Jeremy zu lüften. Warum verschwand er eines Tages spurlos aus Annas Leben, obwohl sie seine große Liebe war? Was ist das Geheimnis des Mannes, der ihr Vater ist? Je mehr Charlotte in die Geschichte ihrer Familie eintaucht, desto lebendiger wird für sie das Leben ihre Mutter und die Liebesgeschichte ihrer Eltern in der deutschen Nachkriegszeit. Endlich kann sie ihre Mutter besser verstehen und so ihren Seelenfrieden finden .


Federica de Cesco hat in ihrem Roman die wahre Lebensgeschichte ihrer Tante mit dem historischen Zeitgeschehen im Einklang gebracht und diese auf den ersten 100 Seiten , teilweise fast biographisch anmutend und distanziert aufgearbeitet .

Ich muss zugeben , das mich dadurch die Geschichte bis dahin nicht besonders berührte , gab es so ähnliche zwischenmenschliche Begegnungen in der Zeit doch wohl häufiger .

Und doch ist es der Autorin gelungen mich ganz langsam und fast schon unbemerkt , durch ihren wunderbaren, kraftvollen Schreibstil , in den Bann dieser großartigen Erzählung zu ziehen . Je mehr ich von Annas Erzählungen las , umso mehr nahmen mich die geschriebenen Worte mit , auf eine einzigartige leise aber prägende und schicksalhafte Zeitreise , die ein ganzes Leben widerspiegelte . Berührend tragisch und sehr emotional , die Kraft und Ausdauer dieser unerfüllten Liebe , die ein ganzes glückliches Leben verspricht und doch nur wenige erfüllte Tage erleben durfte. Diese Verbindung einer einzigartigen Liebe , wie sie so wohl nur selten erlebt wird , die aber auch kaum Platz für Tochte Charlotte lässt . Sehr schade , die für mich traurige Beziehung von Mutter und Tochter , die sich leider erst nach dem Tod von Anna , durch die Aufarbeitung ihrer bittersüßen Liebesgeschichte verbessert hat .

Eine großartige Erzählung , die mich mit dem Wissen um den realen Hintergrund doch sehr berührt und zum Schluss, zu Tränen gerührt hat.



Sehr gerne vergebe ich für den anspruchsvollen Roman

5 Sterne

sowie eine ganz klare Leseempfehlung für alle die gerne anspruchsvolle Romane lesen


Ich bedanke mich ganz herzlich bei Vorablesen und dem Europa Verlag für das tolle Rezensionsexemplar ♡