Einblick in die eigene Familiengeschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
emmmbeee Avatar

Von

Nachkriegszeit im besiegten und teils zerstörten Deutschland; Frauen, die ums Überleben kämpfen; Soldaten der Siegermächte, die sich vielfach in helfender Position zeigen; eine Liebe, die vorprogrammiert ist, ebenso ihr plötzliches Ende; eine Schwangere, die allein zurückbleibt; das Ergebnis dieser Liebe, Tochter Charlotte, die mit dem Stigma des unehelichen Kindes natürlich mehr schlecht als recht zurande kommt. Und da der Vater ja fehlt, überträgt sie ihren Groll auf die Mutter. Bevor es doch noch zu einer späten Begegnung mit ihm kommt, sind schon viele böse Worte ausgesprochen worden.
Die Geschichte, die sich zwischen der Deutschen Anna und dem britischen Soldaten Jeremy abspielt, ist nach 1945 wohl tausendfach passiert. Hier jedoch kommt hinzu, dass Federica de Cesco (leicht abgeändert) aus ihrer eigenen Familie berichtet. Im Jahr 2007 habe ihr die Tante kurz vor dem Tod ein paar Tagebücher anvertraut, erzählt sie in einem Interview. Allerdings habe es dann etliche Jahre gedauert, bis sie sich ans Lesen und danach ans Verarbeiten gemacht habe.
Es ist ein historischer Roman, deshalb kann man keine übergrosse Spannung und keine dichte Handlung erwarten. Trotzdem entwickelt die Geschichte einen beachtlichen Sog. Einige Längen gibt es durchaus, aber das ist de Cescos behutsamer Einfühlung und den notwendigen Schilderungen der damaligen Zeit geschuldet. Sie wollte dem anspruchsvollen Stoff gerecht werden.
Die Nachkriegszeit hatte naturgemäss viele Facetten. Der vorliegende Roman bietet eine davon, die anrührt und nahe geht. Wenn der Leser mitfühlt und vom Handlungshergang betroffen ist, dann hat eine Autorin wie Federica de Cesco ihr Ziel erreicht.