MAKE LOVE NOT WAR

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girasole Avatar

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Charlotte besucht ihre krebskranke Mutter im Pflegeheim in Münster. Die beiden hatten nie ein herzliches und inniges Verhältnis, es war eher konfliktreich. Denn Charlotte wurde unehelich geboren und wurde auch noch als Besatzungskind von ihrem Umfeld gebrandmarkt. Nach dem Tod der Mutter nimmt sie aus deren Wohnung nur einen Ring, eine Uhr, eine Hutnadel, aus einem Strauß vertrockneter Rosen eine einzige Blüte und verschiedene Tagebücher und Tonbänder mit. Zusammen mit ihrem Freund Stefan geht sie die Unterlagen durch und damit wird das Leben ihrer Mutter Charlotte mit einem Mal verständlicher und auch der Leser erfährt so die Geschichte einer großen Liebe.

Nach dem 2. Weltkrieg hat Charlottes Mutter Anna mit ihrer Arbeit sich und ihre Eltern ernährt. Sie war zuerst in der Pathologie und später als Übersetzerin bei den Engländern beschäftigt. Dort lernte sie dann Jeremy Fraser kennen und lieben. Worin genau seine Tätigkeit bestand, das hat sich Anna nicht erschlossen, es blieb etwas nebulös und geheimnisvoll. Erst nach seiner Abreise bemerkte Anna ihre Schwangerschaft und sie schreibt ihm nach England. Leider erhält sie nie eine Reaktion auf ihre Nachricht. Charlotte wuchs nun in einem Haushalt mit Mutter, Großeltern, Tante Linchen und Cousin Johan auf. Annas Bruder Manfred war im Krieg gefallen. Es sollte gefühlte Ewigkeiten dauern, bis ein Kontakt zwischen Anna und Jeremy zustande kommt, Jeremy endlich alles erklären kann und seine Tochter kennen lernt. Anna hat ihr Leben lang auf Jeremy gewartet. Er hingegen hatte mittlerweile zweimal geheiratet und will sich jetzt scheiden lassen, um für seine große Liebe frei zu sein. Leider geht dies nicht so reibungslos wie von den beiden gewünscht.


Federica de Cesco erzählt eine wahre Begebenheit, die sie mit einigen fiktiven Elementen angereichert hat, damit ein Buch entstehen konnte. So ranken sich um alle aus der Wohnung mitgenommenen Gegenstände und auch um die Tonbänder bzw. Tagebücher eine besondere Geschichte und bei deren Aufklärung hatte ich oftmals einen Kloß im Hals. Die Autorin schreibt diesen Roman einmal aus der Sicht von Charlotte und dann kommt auf der anderen Seite die Mutter zu Wort. Die Story ist berührend und bewegend beschrieben, der Schreibstil lässt sich flüssig lesen. Man konnte als Leser sowohl mit Anna als auch mit Charlotte mitfühlen und ihre jeweiligen Situationen besser verstehen, obwohl ich mit keinem so richtig warm geworden bin. Authentisch fand ich die Ausführungen zu den Bespitzelungen und Denunzierungen sowohl während des Krieges als auch in der Nachkriegszeit. Realistisch beschrieben wurde auch die Behandlung eines Bastards vom Besatzer und dies sowohl innerhalb und als auch außerhalb der Familie.

Ich habe schon verschiedene Bücher der Autorin gelesen, dieses wird mir ganz besonders positiv in Erinnerung bleiben!