Zurück ins Land der Albträume

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barbara62 Avatar

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Berichte von Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen, denen die Bürokratie - wie Abbas Khider es beschreibt - "nicht nur Steine in den Weg" legt, sondern "unzählige hohe Mauern aus Paragrafen" errichtet, sind eine äußerst wertvolle Bereicherung in der aktuellen Migrationsdebatte. Das war bei Saša Stanišićs "Herkunft" so, aber auch bei Dmitrij Kapitelmans "Eine Formalie in Kiew". Es ist besonders bitter, wenn die Flüchtlinge, wie in diesen drei Fällen, alle Anforderungen der Integration bravourös bestehen und dann trotzdem so hartnäckig zurückgewiesen werden und ihnen die Abschiebung droht oder, wie im Falle von Dmitrij Kapitelman, die Erlangung der deutsche Staatsbürgerschaft fast unmöglich gemacht wird.
Der Einstieg in "Der Erinnerungsfälscher" hat mir sehr gut gefallen. Abbas Khider hat es dank guter rechtlicher Beratung geschafft, in Deutschland zu bleiben. Nun reist er zurück in den Irak, um am Sterbebett der Mutter zu sein. Ich wäre sehr gespannt zu erfahren, wie es ihm auf dieser Reise und mit seinen Erinnerungen ergeht.
Ein Zitat gefällt mir in der Leseprobe besonders gut: "Albträume vergisst man nie, man verdrängt sie nur und trägt sie doch mit sich herum." Wenn die Psychologie recht hat, gibt man sie sogar an die nachfolgende Generation weiter.