Geschmäht, gefeiert, geliebt und benutzt
Steffen Schroeder legt eine bemerkens- und lesenswerte Romanbiographie über die Ausdruckstänzerin Anita Berber vor.
Als enfant terrible ihrer Zeit mag man sie zwar nur schwer bezeichnen, gab es davon in den wilden Zwanzigern im Babylon Berlin doch einige. Aber die Berber sorgte dennoch immer wieder für Skandale. Vielleicht weniger mit ihren freizügigen Auftritten, Photos oder auch Gemälden als mit ihren Wutanfällen gegenüber einem Publikum, von dem sie sich als Künstlerin nicht ernst genommen fühlte, sondern zum reinen Sexobjekt degradiert. Sie nahm nie ein Blatt vor den Mund, strafte die Gesellschaft ihrer bigotten Moral wegen Lügen und führte ein rauschhaftes, exzessives Leben, das umso früher endete. Mit zunehmender Kokain- und Morphiumsucht begann der Niedergang ihrer Karriere auf der Bühne und beim Film, ihre finanzielle Not und ihr gesellschaftlicher Abstieg. Die Männer an ihrer Seite waren oftmals auch Künstler, allerdings häufig erfolg- und brotlos, mehr in sich verliebt und das schöne Leben, das Anita häufig mit finanzierte. Am Ende dieses kurzen Lebens steht die todbringende Schwindsucht wie das Resultat eines kräftezehrenden Lebens.
Schroeders Roman wirbt um die Sympathie für eine Frau, die schon als kleines Mädchen auf der Suche nach Liebe und Aufmerksamkeit war, die ihr aber nur selten ungeteilt und selbstlos zuteil wurde. Im Wechsel von Sterbebett und Erinnerung an das kurze, aber umso intensivere Leben lernt der Leser eine verletzliche Frau kennen, die nicht nur ihre Haus zu Markte, sondern auch ihr Herz auf Zunge trägt. Sie steht mutig zu ihrem unkonventionellen Lebenswandel, lebt die Liebe zu Männern und zu Frauen, zeigt die Natur des Menschen auf der Bühne bis auf den Wesenskern enthüllt. Nacktheit ist für sie nicht Mittel zum Zweck, sondern Ausdruck. Sie könne nicht anders, als so zu sein, wie sie ist, schonungslos und offen, entgegnet sie auf die Bekundung von Bewunderung für ihre offene, auch sich selbst gegenüber schonungslose Art. Aber dennoch ist diese Aufrichtigkeit nicht als Ausdruck eines Mangels, sondern als bewundernswerte Charakterstärke zu sehen. Die Anita Berber, die der Roman zeigt, ist eine verletzliche Frau, eine Künstlerin mit Idealen, voller Lebenshunger, niemals jammernd gibt sie nie auf, bekämpft ihre Einsamkeit, wenn auch bisweilen mit den falschen Mitteln, und trägt auch ihre Krankheit mit Würde.
Schroeder gelingt es nicht nur, dem Leser diese schillernde Person so nahe zu bringen, sondern er lässt ihre ganze Zeit so lebendig vor Augen erstehen, wenn er uns mitnimmt auf Shoppingtouren mit Anita, in ihre Shows, in die Salons und die privaten Räume großer Künstlerinnen und Künstler, denen sie begegnet. Zudem vermittelt der Autor spannende Einblicke in die Geschichte der Kinderstube des Films.
Nicht nur die profunde Kennerschaft, die lebendigen Schilderungen und der ansprechende Schreibstil machen dieses feine Buch über eine Frau, die man vielleicht nicht für so tiefgründig gehalten hätte, weil man nur ihre Skandale kennt, so lesens- und liebenswert.
Als enfant terrible ihrer Zeit mag man sie zwar nur schwer bezeichnen, gab es davon in den wilden Zwanzigern im Babylon Berlin doch einige. Aber die Berber sorgte dennoch immer wieder für Skandale. Vielleicht weniger mit ihren freizügigen Auftritten, Photos oder auch Gemälden als mit ihren Wutanfällen gegenüber einem Publikum, von dem sie sich als Künstlerin nicht ernst genommen fühlte, sondern zum reinen Sexobjekt degradiert. Sie nahm nie ein Blatt vor den Mund, strafte die Gesellschaft ihrer bigotten Moral wegen Lügen und führte ein rauschhaftes, exzessives Leben, das umso früher endete. Mit zunehmender Kokain- und Morphiumsucht begann der Niedergang ihrer Karriere auf der Bühne und beim Film, ihre finanzielle Not und ihr gesellschaftlicher Abstieg. Die Männer an ihrer Seite waren oftmals auch Künstler, allerdings häufig erfolg- und brotlos, mehr in sich verliebt und das schöne Leben, das Anita häufig mit finanzierte. Am Ende dieses kurzen Lebens steht die todbringende Schwindsucht wie das Resultat eines kräftezehrenden Lebens.
Schroeders Roman wirbt um die Sympathie für eine Frau, die schon als kleines Mädchen auf der Suche nach Liebe und Aufmerksamkeit war, die ihr aber nur selten ungeteilt und selbstlos zuteil wurde. Im Wechsel von Sterbebett und Erinnerung an das kurze, aber umso intensivere Leben lernt der Leser eine verletzliche Frau kennen, die nicht nur ihre Haus zu Markte, sondern auch ihr Herz auf Zunge trägt. Sie steht mutig zu ihrem unkonventionellen Lebenswandel, lebt die Liebe zu Männern und zu Frauen, zeigt die Natur des Menschen auf der Bühne bis auf den Wesenskern enthüllt. Nacktheit ist für sie nicht Mittel zum Zweck, sondern Ausdruck. Sie könne nicht anders, als so zu sein, wie sie ist, schonungslos und offen, entgegnet sie auf die Bekundung von Bewunderung für ihre offene, auch sich selbst gegenüber schonungslose Art. Aber dennoch ist diese Aufrichtigkeit nicht als Ausdruck eines Mangels, sondern als bewundernswerte Charakterstärke zu sehen. Die Anita Berber, die der Roman zeigt, ist eine verletzliche Frau, eine Künstlerin mit Idealen, voller Lebenshunger, niemals jammernd gibt sie nie auf, bekämpft ihre Einsamkeit, wenn auch bisweilen mit den falschen Mitteln, und trägt auch ihre Krankheit mit Würde.
Schroeder gelingt es nicht nur, dem Leser diese schillernde Person so nahe zu bringen, sondern er lässt ihre ganze Zeit so lebendig vor Augen erstehen, wenn er uns mitnimmt auf Shoppingtouren mit Anita, in ihre Shows, in die Salons und die privaten Räume großer Künstlerinnen und Künstler, denen sie begegnet. Zudem vermittelt der Autor spannende Einblicke in die Geschichte der Kinderstube des Films.
Nicht nur die profunde Kennerschaft, die lebendigen Schilderungen und der ansprechende Schreibstil machen dieses feine Buch über eine Frau, die man vielleicht nicht für so tiefgründig gehalten hätte, weil man nur ihre Skandale kennt, so lesens- und liebenswert.