Interessante Romanbiographie

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„Der ewige Tanz“ von Steffen Schroeder ist ein ungewöhnlicher, aber sehr interessanter biographischer Roman über die Femme fatale der 20er Jahre Anita Berber.

Das rote Cover zeigt in leuchtendem Rot die Tänzerin. Es erinnert an das Bild, das Otto Dix von ihr gemalt hat. Der Unterschied: Dix hat sie, obwohl sie zur der Zeit noch jung war, als alte verbrauchte Frau gemalt.

Anita Berber wird nur 29 Jahre alt und stirbt an Tuberkulose. Ihr durch Drogen und Alkohol überstrapazierter Körper kann die Krankheit nicht besiegen. Zuwendung von Schwestern im Krankenhaus erlebt sie kaum, lediglich eine Schwester kümmert sich aufrichtig um sie. Die Leser:innen erleben mit ihr die Krankheit, während der sie immer wieder in die Vergangenheit abtaucht. Sie durchlebt Abschnitte ihres Lebens ein zweites Mal. Mich hat die Schreibweise des Romans beeindruckt. Schroeder vermittelt sehr atmosphärisch, wie sich ein Mensch in den letzten Tagen seines Lebens fühlen muss. Man sagt ja immer, das Leben zieht noch einmal an einem vorbei. Wir lernen eine sehr willensstarke Frau kennen, die allerdings mit ihrem Körper nicht gerade gut umgeht. Drogen und Alkohol in Mengen. Dazu die „Skandalnudel“, die fast nackt auftritt, beim Tanzen ihr eigenes Ding durchzieht und damit Erfolg hat. Auch ihre drei Ehemänner begegnen uns, die aber mehr an ihrem Geld und den Drogen interessiert sind. Bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Fritz Lang und Otto Dix werden ebenfalls in dieser Romanbiographie detailliert geschildert.

Mir hat der Roman und auch die Sprache des Autors sehr gut gefallen. Eine Empfehlung für alle Leser:innen, die mehr über die 20er Jahre und das Leben einer Tänzerin der damaligen Zeit erfahren wollen. Ich habe zum Beispiel nicht gewusst, dass Anita Berber die erste Frau war, die sich öffentlich im Smoking und mit Monokel zeigte. Aber ein Zeitstrahl über den Kapiteln wäre hilfreich gewesen...

Von mir gibt es für diese Romanbiographie 4 Sterne!