Nicht Miss Marple, aber Cozy

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aenni Avatar

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3,5 Sterne für "Der falsche Vogel". Warum die Bewertung nur durchschnittlich ist, und welche Erwartungen ich an das Buh hatte, erfahrt ihr jetzt.

Der falsche Vogel wurde als eine neue Generation der englischen Krimi-Komödie angeteasert. Miss Marple Flair und Antiquität hatten sofort mein Interesse geweckt.
Tatsächlich geht es in dieser Geschichte um Freya, die in ihrer Jugend und frühen Erwachsenenzeit mit Arthur gearbeitet hat. Arthur, der jeder Antiquität auf der Spur war. Nicht, weil sie selbst unbedingt von hohem Wert war, sondern weil das Entschlüsseln ihrer Geschichte sie zu etwas besonderem macht. Freya und Arthur hatten seit einem Vorfall in Kairo keinen Kontakt mehr. Und jetzt ist es zu spät, denn Arthur wird Tod vorgefunden. Freya kann nicht glauben, dass der Tod ein Unfall war, und auch Ihre Tante Carole bestärkt sie, dass irgendwas faul ist. Als die beiden einen Brief von Arthur bekommen, beginnt eine Schnitzeljagd auf der Suche nach dem Mörder.

Soweit zum Inhalt. Die Personen in diesem Buch bleiben leider alle etwas blass. Außer Carole. Freyas Tante ist eine Explosion an verrückten Ideen und vorlautem britischen Dame-sein. Freya, die anders als ich erwartet habe, bereits Mitte 40 ist, bleibt etwas blass. Scheidung, ihre Tochter, die sich langsam von ihr loslöst, und die Frage, wer sie eigentlich ist, jetzt, wo sie nicht mehr Hausfrau und Mutter sein kann.
Auch der Tote Arthur bekommt erst zum Ende hin etwas Form, dafür, dass es in diesem Fall um ihn geht, wird aber erstaunlich wenig über ihn gesprochen.

Arthur hinterlässt Freya und ihrer Tante einen Brief mit Hinweisen. Hier kommt weniger Crime und mehr Schnitzeljagd feeling auf. Die Hinweise sind vom Leser nicht zu entschlüsseln, weil es an Hintergrundinformationen fehlt. WIr müssen also darauf vertrauen, dass die beiden auf der richtigen Spur sind.

Die Hauptgeschichte spielt in einer Zeitspanne von einem Wochenende vor einer Szenerie eines alten Herrenhauses, um das es nebenbei auch geht. Die Räume sind okay beschrieben, aber so richtig viel feeling kommt nicht auf.
Und das zieht sich durch die gesamte Geschichte.

Ja, sie ist irgendwo spannend.
Ja, es macht am Ende auch alles mehr oder weniger Sinn.
Ja, man kann es als Krimi-Komödie einordnen.

Nein, es ist nicht die neue Miss Marple und wäre ohne aufbauschende Marketingkampagne vermutlich nicht so ein Erfolg geworden.