Fesselnd und informativ

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matheelfe Avatar

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„...Ihr habt die Verbindung zur Erde verloren...“

In einem spanischen Delfinarium werden die Wale ins Becken gelassen, um ihre Show durchzuziehen. Doch wenige Minuten später ist die Trainerin tot. Unfall oder gewollt?
Jeff Fletcher, Journalist, ist mit Simone Wellenbrink unterwegs. Ihnen folgen zwei Beamte des FBI auf den Fuß. Sie sind auf der Suche nach einer verschwundenen Meerjungfrau.
Als die Meeresbewohner erneut ein Schleppernetz zerschneiden, verlieren sie eines ihres Messers. Jetzt sind schnelle Reaktionen gefragt.
Der Autor hat einen fesselnden Roman geschrieben. Allerdings fällt es mir schwer, das Buch einem Genre zuzuordnen. Natürlich hat es viele Elemente eines Politthrillers. Andererseits entführt mich der Autor ein Stück weit in das Reich der Phantasie.
Die Kombination beider Genre ist gut gelungen. Es ist der zweite Roman über die Bewohner der Meere. Während es im ersten Teil vorwiegend um die Überfischung der Meere ging, klingt das Thema zwar auch im neuen Band an, doch im Mittelpunkt stehen das brutale Jagen der Delfine und ihre Vorführung vor Zuschauern. Das Buch knüpft zeitnah an Band 1 an. Kurze Rückblicke bringen die wichtigsten Zusammenhänge in Erinnerung.
Die Protagonisten sind gut charakterisiert. Das gilt nicht nur für die Menschen, sondern ebenso für die intelligenten Bewohner der Meere.
Das Buch ließ sich zügig lesen. Grund dafür war nicht nur die spannende Handlung, sondern insbesondere die exakt recherchierten Fakten, die geschickt in die Geschichte eingeflochten wurden. Als ich die Seiten über das Abschlachten der Delfine gelesen habe, musste ich mich fragen, wie wir das mit unserem Gewissen vereinbaren können. Der Autor arbeitet, wo notwendig, mit konkreten Zahlen.
Der Schriftstil des Buches ist sehr unterschiedlich. Während die aktuellen Probleme sehr sachlich geschildert werden, dominiert in manchen Gesprächen Sarkasmus und eine Spur schwarzer Humor. Die lockerleichte Art mancher Sätze bringt den Ernst der Situation dann besonders gut auf den Punkt. Emotionen beschreibt der Autor weniger durch Worte, mehr durch die Taten seiner Protagonisten.
Natürlich enthält das Buch viele Elemente, die man von einem typischen Thriller erwartet. Spannende Verfolgungsjagden und harte Kämpfe sind nur zwei davon. Uneinsichtigkeit und Geldgier sorgen dafür, dass auch die Meeresbewohner sinngemäß die Samthandschuhe ausziehen. Das habe ich zumindest an einer Stelle sehr bedauert. Auge um Auge ist nie eine endgültige Lösung.
Das Buch hat mir trotzdem sehr gut gefallen. Der Autor findet deutliche Worte für das Verhalten der menschlichen Rasse. Ob wir irgendwann begreifen, dass wir den Ast selbst absägen, auf dem wir sitzen?