Verteidigung aus der Tiefe

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sissidack Avatar

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Dieser Roman spricht ein Thema an, mit dessen Problematik wir Menschen ständig konfrontiert werden. Wir sind überzeugt davon, die Spitze der Evolution zu sein und dass alle anderen Lebewesen auf dem Planeten der Befriedigung unserer Bedürfnissen zu dienen bestimmt sind.

Ich schließe mich davon nicht aus. Bis zum Lesen dieses Buches hätte ich auch gerne eine Delfin-Show besucht. Diese Tiere sind schon und klug. Ich war immer der Überzeugung, dass die Kunststückchen auch den Tieren Spaß machen. Jetzt bin ich ins Zweifeln geraten.

Zwei Drittel unserer Erde sind mit Wasser bedeckt. Die Ozeane sind so tief, dass wir Menschen sie gar nicht erreichen können. Selbst moderne Tauchbote u.a. Technik schaffen dies nicht ohne Probleme. Also gibt es dort Leben, dass wir nicht kennen. Ob es nun hochintelligente Meerjungfrauen sind, sei der Phantasie des Schriftstellers überlassen. Klar ist, die Menschheit beutet die Ozeane aus. Tonne um Tonne holen wir Fisch aus dem Meer. Ungeachtet blieb über lange Zeit, ob dabei Arten überfischt wurden, ob ausreichend Jungtiere am Leben blieben und eben nicht und die Rasse ausstarb.

Erst nach und nach erlangen wir das Wissen um die Fehler unserer und vergangener Generationen.

Aber bringt diese Einsicht, dieses Wissen die Profitgier der großen Konzerne der Fischerei- und Fischverarbeitungsindustrie zur Einsicht? Wohl kaum!

Und genau ab hier finde ich die Idee von Wolfgang Müller perfekt. Die Hilfe für das Meer und seine Lebewesen kommt aus dem Meer, aus seiner "Bevölkerung".

Mit ein wenig Hilfe von fortschrittlichen, klugen und einsichtigen Menschen wehrt sich das Meer gegen die Landbevölkerung.

Die Mittel sind einfach. Netze werden zerschnitten, Boote versenkt u.ä. Jedoch erst nachdem auch Menschenleben zu beklagen sind, Menschen, die durch die Meereswesen getötet wurden, wird man auch in die Chefetagen aufmerksam.

Die Bereitschaft zu Verhandlungen zwischen den Menschen auf dem Land und den intelligenten Meerjungfrauen wächst - gut so! Hoffentlich nicht nur im Roman.

Besonders fantastisch fand ich die Möglichkeit, dass sich die Wesen aus dem Meer über weite Entfernungen telepathisch verständigen können. Sie sprechen also die gleiche Sprache. Schön - das würde uns Landbewohnern auch guttun. Eine einheitliche Sprache - über Ländergrenzen hinweg oder gar global - tolle Vorstellung.

Ein wenig schockiert hat mich die Brutalität, mit der Menschen und Tiere miteinander umgegangen sind. Doch im Krieg ist offenbar alles erlaubt. So handeln wir Menschen ja auch untereinander.

Ansatzmäßig wurde dem Leser die Schönheit der Atolle beschrieben. Es könnte, glaube ich, wirklich paradiesisch sein.

Abschließend drängt sich mir die Frage auf: Sollte der Roman wirklich "Der Feind aus der Tiefe" heißen oder nicht vielleicht besser "Verteidigung aus der Tiefe"?