Ein neuer Kommissar ist in der Stadt

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Es gibt scheinbar keinen Regio-Krimi, bei dem ein Polizist oder eine Polizistin nicht strafversetzt wird in den Handlungsort, in dem die Geschichte spielt. Egal ob in Deutschland, in der Provence oder jetzt eben in "Der freie Hund", der ersten Zusammenarbeit vom Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo.
Bei ihnen ist er der Ermittler Morello, der wegen seiner Ermittlungen ins Fadenkreuz der sizilianischen Mafia geraten ist. Und so wird er nach Venedig strafversetzt, womit er überhaupt nicht einverstanden ist.
In seinem ersten Fall bekommt er es mit einem ermordeten jungen Mann zu tun, der als Anführer einer Bewegung gegen Kreuzfahrtschiffe in Venedig vorstand. Er wurde mit einigen Messerstichen ermordet. Der freie Hund ermittelt.
Die Dengler-Krimis von Wolfgang Schorlau gefielen mir ausnehmend gut. Ähnlich wie im Satireformat "Die Anstalt" im Fernsehen gelang es Schorlau hier, mit einem eigentlich anderem Medium, nämlich dem Krimi, politische Aufklärung zu betreiben.

"Der freie Hund" ist nun leider ein äußerst banales, klischeesattes Machwerk, das nicht über das Niveau der ARD-Länderkrimis hinauskommt. Venedig wird von Touristen überschwemmt, Kreuzfahrtschiffe gefährden die Statik der Lagunenstadt, der Kommissar trinkt für sein Leben gern Espresso, fällt am ersten Tag bei der Verfolgung eines Taschendiebs ins Wasser, und und und.
Das italienisch-deutsche Autorenduo reiht Banalitäten und Klischees aneinander - und kann dem Genre des Venedig-Krimis überhaupt nichts Neues abgewinnen, was nicht schon von Donna Leon und Co. so beschrieben worden wäre. Zudem ist auch die Ausgestaltung der Figuren zweifelhaft. Frauen werden meist oberflächlich über ihr Aussehen her beschrieben und sind gerne auch mal "Amazonen", weil sie eigenständig denken und handeln. Die Dialoge sind plump, Offensichtliches wird immer ausgeschrieben und auch die Figur des freien Hundes ist nicht recht glaubwürdig. So hat dieser zwar in Sizilien dem organisierten Verbrechen das Handwerk gelegt, ist dann aber bass erstaunt, eine Frau in der Rechtsmedizin vorzufinden oder ist vom Plan eines Taschendiebst überrascht, der ihn um eine Büroklammer ersucht, um die Handschellen zu öffnen.
Das alles ist banal bis ärgerlich - da sind mir die Dengler-Krimis von Wolfgang Schorlau allemal lieber!