Ein sehr gut gelungener Auftakt der Reihe.

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wedma Avatar

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Diesen Krimi mit dem Commissario Morello aus Venedig habe ich ganz gern gelesen. Relativ viel Politik, sowie Zahlen und Fakten hier, aber das passt. All dies ist recht gut in das Geschehen eingebunden und ist auch für die Lösung des Falls von Bedeutung.
Klappentext beschreibt die Eckpunkte recht gut: „Commissario Antonio Morello, genannt »Der freie Hund«, hat in Sizilien korrupte Politiker verhaftet und steht nun auf der Todesliste der Mafia. Um ihn zu schützen, wird er nach Venedig versetzt. Er hasst die Stadt vom ersten Augenblick an. Zu viele Menschen, trübes Wasser, Kreuzfahrtschiffe, die die Luft verpesten und die Stadt gefährden – selbst der Espresso doppio, ohne den er nicht leben kann, schmeckt ihm in Sizilien besser. Doch Venedig ist eine große Verführerin. Unaufhaltsam entwickelt sie ihre Anziehungskraft. Als Silvia, die schöne Nachbarin, ihm ihr persönliches, verborgenes Venedig zeigt, werden Morellos Widerstandskräfte auf eine harte Probe gestellt. Da wird der junge Anführer einer Bürgerinitiative gegen die Kreuzfahrtschiffe ermordet, und der freie Hund hat seinen ersten Fall, der ihn tief in die Verstrickungen von italienischer Politik und Verbrechen führt.“
Sehr atmosphärisch ist das Ganze. Mir war, als ob ich in Venedig einen Kurzurlaub gemacht hätte und dabei dem Commissario über die Schulter bei seinen Ermittlungen zugeschaut. Es war schon gut spannend. Und schönes Essen und Trinken, Besuche der Sehenswürdigkeiten gab es auch noch.
Ein Caponata-Rezept, samt den Tipps zur richtigen Zubereitung, ist auch dabei.
Antonio Morello ist ein sympathischer Ermittler, der durchaus das Zeug hat, eine folgenreiche Reihe zu tragen. Im Laufe seiner Abenteuer steigerte sich meine Sympathie zu diesem Kerl. Er hat nicht nur das Herz auf dem rechten Fleck. Er hat schon den einen oder anderen schweren Schicksalsschlag erlitten. Hpts. weil er den Mut hatte, der Mafia den Krieg zu erklären und den auch konsequent zu führen.
Es gibt einige überraschende Wendungen, die mir sehr gut gefallen haben. U.a.: So einen Privatassistenten kriegen die Commissarios nicht alle Tage. Mehr sage ich nicht, um nicht zu spoilern.
Eine Assistentin gibt es auch. Sie ist schon eine aparte Erscheinung, wirkt manchmal grotesk, das hat aber was, die ich gern wie den Commissario kennengelernt habe. Auch dadurch, dass ihre besondere Aussprache mehrmals betont wurde, was mir hie und da einen Schmunzler entlockte, wirkte sie sehr lebendig. Auch bei anderen Gelegenheiten gab es Grund zum Lächeln.
Bei den Themen ist die prekäre Lage der ewigen Stadt groß herausgekommen. Die Szene gleich vorn mit der Demo gegen die Kreuzfahrtschiffe kam mir erst als Einstieg etwas befremdlich vor. Im Laufe der Geschichte, im Rückblick, wurde klar, dass dies doch ins große ganze Bild sehr gut passte. Bloß für den Anfang, da musste ich mich erstmal zum Weiterlesen motivieren. Auch über Mafia, Hintergründe ihrer Entstehung usw. fand ich hier jede Menge spannende Infos. So unterhaltsam serviert, wurde dieses Thema recht gut verdaulich.
Es gab auch Dinge, die mir weniger positiv aufgefallen waren: So manch Vergleich, so manch Ausdruck, Tippfehler, etwas zu viele Sachinfos, damit sind wir so langsam in der Abteilung Schreibstil angekommen, hätten mMn Luft nach oben. Aber es gibt nicht zu viele davon, darüber kann ich hinwegsehen. Bloß beim nächsten Mal möchte ich sie nicht wiedersehen.

Fazit: Ein sehr gut gelungener Auftakt der Reihe. Nach allen Regeln der Kunst geschrieben. Viel in Sachen Aufklärung geleistet. Kann sich sehen lassen. Das Kind kann beten und singen. Mir hat diese Geschichte viel Spaß gemacht. Besonders zum Schluss mochte ich mich gar nicht verabschieden. Ich bleibe auf die Fortsetzung gespannt und vergebe gern 5 wohl verdiente Sterne und eine Leseempfehlung.