Unterhaltsam, mit sehr viel Luft nach oben

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jerri Avatar

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Commissario Morello geht in Sizilien erfolgreich gegen die Mafia vor. So erfolgreich, dass er nach seinem letzten Coup auf deren Todesliste steht und seit einem Anschlag auf sein Leben in der Kaserne untergebracht wird. Und letztendlich zu seinem Schutz nach Venedig versetzt wird (die Mafia ermordet keine Staatsdiener außerhalb Siliziliens, so daß er in Venedig sicher sein sollte). Er ist nicht mit dieser Versetzung einverstanden und haßt Venedig vom ersten Augenblick, zu heiß, zu laut, zu voll, es stinkt.
Seine Kollegen mögen den Sizilianer ebenfalls nicht, hatten sie doch gehofft, die freie Stelle ergattern bzw. durch Nachrücken die Karriereleiter erklimmen zu können.

Kaum in der Lagunenstadt angekommen, liefert er sich eine unterhaltsame Jagd nach einem Taschendieb, und sofort am nächsten Tag wird er zu einem Mordfall gerufen.
Ein Mord, der ihn in die höchsten Kreise Venedigs führt.

Morello eckt überall an, muss sich erst noch verinnerlichen, dass er in Venedig keine publikumswirksamen Verfolgungsjagden veranstalten soll und die oberen Zehntausend sollten doch bitte nicht behelligt werden. Und dass die Mafia, die er in allem und jedem vermutet, in Venedig nicht präsent ist.

Das Verhältnis zu seinen Kollegen ist auch schwierig, voller Vorurteile, die sich immer und überall äußern und die Zusammenarbeit schwierig machen.

Es ist ein Krimi, der die Problematik in Venedig mit den Kreuzfahrtschiffen und Millionen Touristen, der Wohnungsnot der Venezianer und das Sterben der Lagune aufzeigt. Gleichzeitig werden auch die schönen Seiten Venedigs beleuchtet.
Eine Einführung in die sizilianische und venezianische Küche bekommt auch noch.

Alles in allem ein locker zu lesender Krimi, der noch viel Luft nach oben hat, und eine Menge Klischees bedient.
Durch die vielen Ortsbeschreibungen manchmal etwas langatmig, blitzen doch ab und zu mal ein paar Handlungen auf, die zum Kriminalfall gehören, allerdings auch welche, die absolut überflüssig sind, wie z.B. seine Reise nach Sizilien.
Die vielen italienischen Sätze sind auch überflüssig. Wenn ich einen Krimi auf deutsch lese, der in Italien (oder Frankreich oder wo auch immer) spielt, will ich nicht die Hälfte in der Landessprache lesen, auch wenn die Übersetzung sozusagen darunter steht. Das fällt mir in letzter Zeit besonders bei Büchern auf, die in Frankreich oder in diesem Fall in Italien spielen auf. In Büchern, die im englischsprachigen Raum spielen oder in Skandinavien, steht ja auch nicht die Hälfte in Landessprache da.

Für zwischendurch ganz ok, aber es fehlt einem auch nichts, wenn man das Buch nicht gelesen hat.