Venedigs Untergrund

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chrischid Avatar

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Commissario Morello, besser bekannt als „Der freie Hund“, wird kurzerhand aus dem Verkehr gezogen und nach Venedig versetzt. In Sizilien hat er nicht nur zu viel Staub aufgewirbelt, sondern sich auch mit diversen Mächten angelegt, die ihn lieber tot sehen wollen. Allerdings zeigt er schnell und offen, dass er die Stadt nicht mag und auch sein Team steht dem neuen Chef nicht unbedingt wohlgesonnen gegenüber. Dann aber kommt es zu einem tragischen Todesfall, dessen Ermittlungen Morello nicht nur in Beschlag nehmen, sondern auch diverse Unstimmigkeiten offenbaren..

Kleinganoven, Kreuzfahrtschiffe, Korruption, Mafia und Antonio Morello mittendrin. Verständlich, dass er sich nie ganz wird von Sizilien lösen können, aber lassen sich manche Gegebenheiten wirklich 1:1 auf Venedig übertragen oder handelt es sich dabei um Hirngespinste des neuen Commissarios? Schnell wird nicht nur dem Leser klar, das Morello seinem Instinkt folgt, in der Regel ohne Rücksicht auf Verluste, selbst wenn sein Job am seidenen Faden hängt. Doch genau das macht ihn und sein Denken auf gewisse Art und Weise authentisch, so dass es durchaus lohnenswert sein kann der ein oder anderen Spur zu folgen, die zunächst absolut abwegig erschien. Ob und inwiefern man der Lösung damit näher kommt, wird sich allerdings erst im weiteren Verlauf zeigen.

Die Spannungskurve ist gekonnt angelegt, der Leser wird gewissermaßen von ihr durch das Geschehen getragen. Bedeutet zwar nicht, dass sie sich nicht hin und wieder leicht zurücknimmt, weitestgehend aber kann man sich auf diese Basis verlassen und folgt der Geschichte somit bereitwillig, schließlich wird die Neugierde nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich immer weiter geschürt. Trotzdem kann der Fall mit tatsächlichen Überraschungsmomenten leider nicht aufwarten, dafür wird angedachten Wendungen zu weit vorgegriffen, so dass sie relativ früh ersichtlich sind.

Es entsteht eine gute Mischung aus Land, Leuten und Ermittlungen, so dass auch die Stimmung der Stadt und ihrer Bewohner auf den Leser übergeht. Dadurch ist man gleich näher am Geschehen und den Protagonisten. Weitere Fälle für den freien Hund dürfen sich gerne anschließen, ausreichend Stoff scheint vorhanden.