Der fremde Sohn

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mia-w Avatar

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Der 15-jährige Max wird auf dem Schulhof erstochen. Seine geschiedenen Eltern machen sich parallel zur Polizei auf die Suche nach dem Täter. Die Suche erweist sich als schwierig, zumal Max Freundin Dayna, die als einzige bei der Tat zugegen war, nur mäßig zur Aufklärung beitragen kann oder will.

Schnell wird klar, dass alle Betroffenen ein sehr isoliertes Leben geführt haben: Max' Mutter, eine erfolgreiche Fernseh-Moderatorin mit eigener Krawall-Talkshow, ist zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt, um sich ausreichend ihrem Sohn zu widmen. Etwas mehr Interesse zeigt Max' Vater, ein erblindeter Universitätsprofessor, der jedoch durch seine Behinderung nur soviel Zugang zum Leben seines Sohnes hat, wie dieser zulässt. Die Eltern sind geschieden und während Max eigentlich bei seiner Mutter lebt, fühlt er sich bei keinem seiner Elternteile wirklich zu Hause. Dayna schließlich stand Max zwar am nächsten, aber auch zwischen den beiden Teenagern klaffte eine große Lücke.

Während der Roman zielstrebig und doch ausführlich auf die Aufklärung hinarbeitet, erfährt der Leser anhand von zentralen Szenen aus der Vergangenheit mehr über die Lebensumstände der kleinen Familie. Was als Kriminalroman beginnt, entpuppt sich also bald als eine Geschichte über Familie, menschliche Beziehungen und die Einsamkeit des Einzelnen in der Welt. Dabei konzentriert sich die Autorin auf zwei zentrale Punkte: Zum einen stellt die die Bedeutung dar, die das Miteinander mit anderen Menschen hat (seien es Freunde oder Familie) und weist immer wieder auf das Wichtigste in diesem Zusammenhang hin: miteinander Zeit zu verbringen. Zum anderen lässt sie den Leser mit dem (merkwürdigerweise recht beruhigenden) Gefühl zurück, dass jeder von uns in dieser Welt allein, und dass gegenseitige Zuneigung nicht durch bloße Anwesenheit erlangt werden kann. Gerade im Familienverbund grenzt es fast schon an ein Wunder, ohne gegenseitige Verletzungen durch den Tag zu kommen.

So verzichtet die Autorin dann am Ende auch auf zu einseitige Schuldzuweisungen und entlässt den Leser mit einem veröhnlichen - wenn auch unsagbar kitschigen - Ende, bei dem die Auflösung der Tat kaum noch eine Rolle spielt. Insgesamt ein durchaus lesenswertes Buch, das leider nicht ohne Plattitüden und schwülstige Parallelen auskommt und in der Mitte ziemliche Längen aufweist. Dennoch: Empfehlenswert.