Der fremde Sohn

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brenda_wolf Avatar

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Der fünfzehnjährige Max wird Nahe der Schule erstochen. Einzige Zeugin ist seine Freundin Dayana, die zwar den Rettungsdienst ruft, dann jedoch gegenüber ihrem Mathelehrer behauptet: “Ich kam gerade vom Sport und da sah ich ihn so daliegen.” Was hat Dayana wirklich gesehen und was sind die Gründe das sie schweigt? In Dayanas Kopf jagen sich die Gedanken, sie ist verzweifelt, wie soll sie es alleine schaffen? Sie kann ohne Max nicht leben. Was hatte sie getan? Doch darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Am schlimmsten war für sie die Tatsache: Sie hatte Max nie gesagt, dass sie ihn liebt.

Max Eltern sind geschieden. Die Mutter von Max ist Carrie Kent, eine berühmte Talkshow-Moderatorin. In ihrer Show nimmt sie sich die Verlierer unser Gesellschaft vor, Menschen aus der sozialen Unterschicht mit oft kriminellen Hintergrund. Sie zerpflückt sie gnadenlos vor laufender Kamera. Ist hier der Täter zu suchen?
Sein Vater Brody Quinell, ist ein namhafter Professor der Mathematiker. Er ist erblindet und lebt allein in einer verwahrlosten Wohnung in einer nicht unbedingt angesagten Gegend. Auch hier tun sich für den Leser viele Fragezeichen auf. Wie kam es zur Erblindung und warum tut sich Brody diese Wohnung an? Warum lässt er sich nicht helfen.

Jedenfalls hatte Max zu seinem Vater ein wesentlich besseres Verhältnis als zu seiner immer gehetzten und getriebenen Mutter, für die, die Karriere alles gilt. Ja, Carrie hat es zu was gebracht, lebt in einem großen Haus, kann sich Flugreisen mit einem Privatjet leisten und schikaniert obendrein noch ihre Hausangestellte. Carrie ist kein liebenswerter Mensch. Sie sieht auf ihre Mitmenschen verächtlich herab. Ihre Talkgäste betrachtet sie als “Abschaum”.

In Rückblenden erfährt der Leser wie es zu diesem verhängnisvollen Vorfall kommen konnte. Max wird in der Schule gemobbt. Er gilt als Außenseiter, genau wie Dayana. Die beiden freunden sich an. Dayana kommt aus der Unterschicht. Max verschweigt ihr, dass er Carries Sohn ist und das sein Vater als Professor an der Uni Internationalen Ruf genießt. Im Verlauf der Geschichte tun sich Abgründe auf. Max hat niemanden, den er sich anvertraut, selbst Dayana gegenüber ist er nicht offen.

Das makabere an der Geschichte ist, das Max Schicksal sehr reell ist. Viele Jugendliche können sich ihren Eltern nicht anvertrauen. Das passiert nicht nur Karrierefrauen, auch Frauen die rund um die Uhr schuften müssen um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Welcher Jugendliche möchte seine Mutter, wenn sie abends geschafft nach Hause kommt, noch mit eigenen Problemen belasten, wenn er weiß, die Mutter hat eh schon genug am Hals.

Ein bedrückendes Buch, das dem Leser viel Stoff zum Nachdenken gibt. Die Protagonisten sind sehr gut ausarbeitet, der Leser fühlt mit ihnen. Der Titel “Der fremde Sohn” ist treffend gewählt. Das Buch liest sich spannend und flüssig, wenn auch mit einigen Längen, und doch hat es mich zum Schluss sehr betroffen zurückgelassen. Ein Buch, dass ich auf jeden Fall weiter empfehlen kann.