Realität

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simone1711 Avatar

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Das ist das zweite Buch, das ich von Sam Hayes gelesen habe, und bei beiden gefallen mir dieselben Dinge bzw. habe ich auch dasselbe zu bemängeln.

Die TV-Moderatorin Carrie Kent ist dafür bekannt, unterhaltsames Fernsehen, oft auf Kosten ihrer Studiogäste, zu liefern. Sie bringt Menschen aus der Unterschicht in ihre Talkshow, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und/oder Familienprobleme haben, und arbeitet eng mit der Polizei zusammen, die dadurch das eine oder andere Verbrechen aufklären kann. Carrie ist sehr von sich überzeugt und auch davon, dass sie sich erheblich von den gescheiterten Existenzen abhebt, die sie im Studio vor sich sitzen hat. Einzig ihr Sohn Max passt da nicht so recht ins Bild - von einem teuren Internat wollte er weg, und ist zu einer Schule gewechselt, in der es nicht gerade behütet zugeht. Ihr Exmann Brody, ein Professor und Max' Vater, lebt ebenfalls in einem ziemlich heruntergekommenen Viertel. Die wahren Abgründe von Max' kurzem Leben bleiben Carrie jedoch verschlossen - ist sie doch mehr mit sich und ihrem Leben beschäftigt.

Als Max auf dem Schulhof erstochen wird und nur ein junges Mädchen dabei ist, das zu der Tat und den Hintergründen jedoch schweigt, wird Carries Leben zum Alptraum. Wer hat ihren Sohn getötet? Unabhängig voneinander fangen sie und ihr Exmann an, nach den Schuldigen zu suchen und stoßen auf immer mehr Dinge, die sie von ihrem Sohn nicht wussten. Brody hatte immer noch mehr Ahnung von seinem Sohn, doch auch er konnte ihm letztlich nicht helfen.

Mir hat sehr gefallen, wie die Autorin Schritt für Schritt an die Wahrheit heranführt, und dabei auch die unterschiedlichen Sichtweisen und Gefühle der einzelnen Personen deutlich macht. Wie viele Missverständnisse dazu geführt haben, dass Max zu dem wurde, der er war. Nicht nur einmal hatte ich wirklich Tränen in den Augen als mir klar wurde, dass genau diese Dinge täglich überall auf der Welt passieren, dass manchen Menschen das Leben zur Hölle gemacht wird, dass viele Kinder in Angst und Schrecken zur Schule gehen, weil sie wissen, dass ihnen dort Demütigungen und Prügel drohen. Und wie manchmal nur ein Zufall darüber entscheidet, ob man Opfer wird oder Täter. Das Buch war wirklich sehr gut geschrieben und hat mir ziemlich gut gefallen, mich absolut gefesselt.

Doch das Ende hinterließ einen etwas faden Beigeschmack. Dass Dayna in Carries Show auftritt war nur eins der Dinge, die ich ziemlich an den Haaren herbeigezogen fand. Auch wie es letztlich zu Max' Tod kam war für mich einfach nur verworren und unglaubwürdig. Dieses Ende passte absolut nicht zum Rest des Buches.

Daher gibt es von mir drei Sterne.