Ein besonderer Roman über eine starke Frau

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Jana Revedin erzählt die Geschichte von Renina an (fast) einem einzigen Tag, dem 1. Mai 1953. Die 24jährige Renina, jüngste Assistentin von Martin Heidegger, macht sich selbständig und gründet die erste Frauenzeitschrift Deutschlands. Sie will sich für ein neues Rollenverständnis der Frau einsetzen, muss jedoch an diesem Tag feststellen, dass ihr Mann Fred nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat.

Jana Revedin, Jahrgang 1965, ist Architektin, Schriftstellerin und ordentliche Professorin für Architektur und Städtebau an der Ècole Spéciale d'Architecture Paris. 2018 erschien „Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“, ein Bestseller über Ise Frank. Weitere Romane folgten. Jana Revedin lebt in Venedig und in Kärnten.

Jana Revedin erzählt in diesem Roman die Geschichte ihrer Mutter. Renina heiratet, offensichtlich aus einer Laune heraus, Dr. Fred Dietrich, einen Neffen von Marlene Dietrich. Sie wird von ihm bitter enttäuscht, denn er missbraucht seine Frau auf eine perfide Art und Weise. Leider hat sich bis jetzt nur wenig geändert, wenn auch unter anderen Vorzeichen als vor 70 Jahren.
Renina ist eine starke junge Frau, die sich diesem gewalttätigen Mann nicht unterordnen will und die Scheidung fordert, passend zu den Zielen ihrer Zeitschrift, an deren erster Ausgabe sie arbeitet.

Jana Revedin versteht es, die Geschichte der Familie in kleinen Rückblicken lebendig werden zu lassen. Namen bekannter und berühmter Persönlichkeiten tauchen auf, die Familie und die Freundinnen und Freunde Reninas jedoch sind diejenigen, die ihr den Rücken stärken und ihr beistehen. Reninas Seelenleben, ihre Überlegungen und ihr unbedingter Wunsch, die „Lady“ zu einer erfolgreichen Zeitschrift zu machen, kommen ebenfalls nicht zu kurz. Dies wird in einem angenehm zu lesenden Stil in spannender Weise erzählt. Vieles wird nur angerissen, was bei einem Umfang von 250 Seiten, die mir viel zu kurz erschienen, nicht verwundern dürfte.

Leserinnen und Leser, die sich vor allem für die Gründung und den Fortgang der Zeitschrift „Lady“ interessieren, werden enttäuscht sein. Sie spielt eher eine Nebenrolle, wobei die kleinen Häppchen, die im Text vorkommen, durchaus Appetit auf diese Zeitschrift machen, die sich u.a. mit gesellschaftskritischen und politischen Themen befasst und einen hohen Anspruch hat.

Das Cover in gelungener Farbgebung mit einem Paar im Stile der Zeit, das sich voneinander abwendet, passt perfekt zum Inhalt.

Fazit: ein besonderer Roman, den ich sehr gern empfehle