Interessanter Ansatz, mir jedoch zu oberflächlich

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marieon Avatar

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Renina erwacht in ihrem Hotelzimmer, in dem Bett, das sie eigentlich mit dem Mann teilt, mit dem sie seit einem Jahr verheiratet ist, mit Fred. Doch an diesem Morgen ist sie unbekleidet, rechts und links von ihr zwei Arbeitskollegen von Fred, die sie nicht einmal besonders mag, Paul und Monika, ebenfalls nackt. Während Renina den Schmerz in ihrem unteren Rücken in Schach hält und ihre Kleider aufliest, trohnt Fred auf dem Sofa und schnarcht. Von Renina zur Rede gestellt, eröffnet er ihr, sie betäubt und dann zum Sex freigegeben zu haben. Im Laufe des Streits macht er sich über sie lustig und missbraucht sie danach hinter ihr stehend im Bad.

Nachdem Renina die Suite verlässt, steht sie verloren auf der Hotelterrasse und lauscht einer Konzertprobe, die Mozart spielt. Ihre Gedanken verselbständigen sich, fragen sie, was sie an Fred fand und finden Antwort. Der attraktive Dr. Dietrich, Atomphysiker, macht was daher und ihre Mami war auch angetan. Gut, seine sexuelle Besessenheit, die hätte sie eingrenzen müssen, nicht alles mitmachen, vor allem seine Neigung zu Sex in der Öffentlichkeit. Jetzt jedenfalls will sie die Scheidung, jetzt hat er es wirklich zu weit getrieben.

Während sie in ihre Gedanken versunken ist, lernt sie Erika kennen, die verwitwete Frau von Bruno Taud, Architekt und Stadtplaner. Während des dritten Reichs mussten sie vor den Nazischergen ins Exil flüchten. Die beiden Frauen schwelgen in der Vergangenheit und tauschen Erinnerungen aus, dabei wird klar, dass Erika ihre Eltern kennt und sie machen sich gemeinsam auf den Weg, diese zu besuchen.

Fazit: Die Stimmfarbe des Romans klingt eher humorvoll, das passt für mich nicht so recht zu den ernsten Themen. Ich mag den Blick in die Vergangenheit, die Vertreibung und Enteignung. Ebenso mag ich die Thematik eines sexbesessenen, gewalttätigen psychisch kranken Mannes, der vom Patriarchat gestützt wird. Er bestimmt ihr Leben, sie muss ihm zu Diensten sein. Was mir nicht gefällt, ist der Pathos, den die Autorin in die Geschichte hineingelegt hat. Er ist der böse Wolf, sie der niedliche Engel. Und am Ende wird sie im Schoß der Familie und ihrer Freunde aufgefangen, gestützt und gehalten. Im wirklichen Leben, wäre Renina längst von ihrem Mann isoliert worden. Mir war die Darstellung zu oberflächlich.