Ladies

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joberlin Avatar

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Ich kenne und schätze Jana Revedin von früheren Romanen wie „Margherita“ und „Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“. Interessant: Die Autorin ist eine erfolgreiche Architektin und so liest sich der neue Roman auch wie ein Who-Is-Who der internationalen Design-Szene der 50er und 60er Jahre. Das finde ich toll und auch dass Jana Revedin eher knapp schreibt und nichts zerfaselt wird, gefällt mir. Allerdings wirken ihre Figuren dadurch zunächst hölzern auf mich.
So habe ich vorerst für die durch den Ehemann missbrauchten Protagonistin Renina keine Empathie, ihre Situation ist mir unverständlich, zu lange hat sie einfach „mitgespielt“ und die Ehefrau des sehr bekannten Architekten Bruno Taut erscheint nach meinem Empfinden zu plötzlich aus dem Nichts Viele prominente Designernamen wie Florence Knoll, Yves Saint Laurent wirken wie nur so hineingestreut, ihr Einfluss bis hinein in unsere Zeit bleibt nur angerissen. ‚Warte doch, erzähl mir mehr darüber‘ möchte ich der Autorin zurufen. Aber natürlich ist das in nur einem Buch gar nicht möglich. Ich wünsche mir weitere romanhafte Biografen aus der bewährten Revedin-Feder, zum Beispiel über die Knolls oder das Ehepaar Taut oder Dior und St. Laurent.

Es gelingt der Autorin jedoch sehr schnell ihren Romanfiguren mehr Kontur und Charakter zu geben, und schon hat sie mich fest im Griff. Gespannt verfolge ich Reninas Werdegang, erkenne wie skandalös eine Scheidung im Konstanz der 50er Jahre war und bewundere nun ihr Durchsetzungsvermögen und ihre Kreativität bei der Gründung einer neuen Zeitschrift „Lady“. Frauenzeitschrift ist nicht die passende Kategorie für Reninas ehrgeiziges Projekt. Ja, es geht um Schönheit und Mode, doch die junge Herausgeberin will viel mehr. Lebensporträts und politische Positionen sollen die Leserinnen wegführen von der damals herkömmlichen Frauenrolle als nur passiv-schmückendes Beiwerk eines aktiv-bestimmenden Ehemanns.

Doch wird Renina sich selbst von ihrem despotischen Ehemann lösen können? Und wird sie ihre „Lady“ zum Erfolg führen? Lesen! Die Lektüre lohnt sich.