Psychogramm einer Verkäuferin

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singstar72 Avatar

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Der Autor wird selbst von Sebastian Fitzek empfohlen – Respekt! Das hatte meine Erwartungen gehörig angekurbelt. Nach der Lektüre der Leseprobe aber bin ich noch nicht restlos überzeugt.

Eine einfache Supermarkt-Mitarbeiterin findet in einer Bananenkiste versteckte Drogen, die dort offensichtlich nicht hingehören. Die sich anschließenden Gewissensbisse kann sich jeder vorstellen. Allerdings ist diese Rita keine ganz gewöhnliche Mitarbeiterin. Sie hat in ihrem Leben schon viel mitgemacht, hat Schicksalsschläge hingenommen, und konnte nie das Leben führen, das sie sich wünschte. Von daher fallen bei ihr die Gewissensbisse noch heftiger aus als erwartet. Man ahnt es als Leser: sie nimmt die Tüten mit nach Hause, und wird damit etwas Unvernünftiges anstellen.

Das Porträt von Rita ist recht geschickt gezeichnet. Das Buch verwendet am Anfang viel Zeit darauf, die seelischen Nöte von Rita verständlich zu machen. Sie wollte eigentlich Schauspielerin werden. Durch den plötzlichen Tod der Eltern jedoch gab sie diesen Plan auf. Auch ihre Ehe geht schief. Der zunächst wundervolle Ehemann wird zum Alkoholiker, zum Spielsüchtigen und zum Tyrannen. Rita gibt sich selbst fast völlig auf, nur um die Rahmenbedingungen ihres Lebens irgendwie am Laufen zu halten.

In puncto Schreibtechnik ist das schon gewitzt gemacht. Längere Abschnitte aus der Innensicht von Rita, oder aus der Autorenperspektive, werden durchbrochen von Interviews mit ehemaligen Kollegen oder Schulfreunden. Von daher wird auch der Spannungsbogen erhöht: man weiß als Leser von vornherein, dass etwas Schlimmes geschehen sein muss.

Aber, ach, die Sprache…! Sie ist mir doch oft allzu flach, die Wendungen vorhersehbar, die Sätze in Endlosschleife sich wiederholend. Erinnert mich vom Stil her durchaus an Fitzek – den ich allerdings sprachlich eben auch nicht gerade fulminant finde, um es vorsichtig zu sagen. Noch dazu habe ich den Verdacht, dass das Tempo des Buches sich erst langsam aufbauen wird. Dennoch – eine Chance würde ich dem Buch geben. Schon allein um zu wissen, wie eine einfache Mitarbeiterin aus dem Supermarkt mit einem Haufen Drogen umgeht!