Balsam für die Seele

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klusi Avatar

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Toja, die Ich-Erzählerin, lebt in einem alten Haus mit einem wundervollen Garten. Eines Tages merkt sie, dass sie von einem jungen Mädchen auf dem Nachbargrundstück beobachtet wird. Als sie das Mädchen anspricht, erfährt sie, dass es Vica heißt. Dieser Kurzname geht auf den gleichen Namen zurück wie ihr eigener, nämlich Victoria. So recht glücklich ist Vica nicht mit ihrem Namen, denn sie fühlt sich ganz und gar nicht als Siegerin. Toja spürt, dass sie mehr mit dem jungen Mädchen verbindet als der gemeinsame Name.
Sowohl Toja als auch Vica sind introvertierte Menschen, die in der lauten, hektischen Welt oft ihre Probleme haben. Durch ihre eigenen Erfahrungen kann Toja dem Mädchen helfen. Ein weiterer liebenswerter Charakter ist Bär, der mit Toja im Haus wohnt. Auch bei ihm findet Vica Verständnis, das sie bei ihrem Vater vermisst, der ein eher nüchterner Typ ist und sein Haus sowie den Garten sehr steril eingerichtet hat. Aber auch er kann sich mit der Zeit dem Zauber des Gartens von Toja und Bär nicht entziehen. Und dann ist da noch Wille, der das Haus ursprünglich gehörte und die mittlerweile verstorben ist, deren guter Geist jedoch immer noch nachwirkt. Wille war schwer krank aber bis zuletzt von einer unbändigen Lebenslust erfüllt. Bei ihrem Namen kam mir gleich der Satz in den Sinn: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", denn genau das trifft auf sie zu. Obwohl sie auf den Rollstuhl angewiesen war, fand sie stets Mittel und Wege, mit Hilfe von Toja und Bär trotzdem tolle Abenteuer zu erleben und ihre Zeit zu genießen.
Ich liebe die Naturbeschreibungen der Autorin, und auch diesbezüglich wurden meine Erwartungen wieder voll erfüllt. Zudem ist die Geschichte vollgepackt mit wunderschönen Momenten. Aber sie geht auch tiefer, denn es werden Probleme angesprochen, die introvertierten oder hochsensiblen Menschen das Leben schwer machen. Betroffene fühlen sich, als hätten sie einen Makel, nur weil sie zu leise für die Welt sind. Wie die Autorin so schön schreibt, gibt es die rätselhafte Daseinsform namens "man", und "man" macht dies nicht und tut das nicht, und so manches findet "man" nicht gut. Das beginnt schon in der Schule, wie Vica am eigenen Leib erfahren muss. Für ihr Problem, Referate zu halten, hat sie eine gute Idee, die jedoch von der Lehrerin abgelehnt wird. Wie kann "man" mit einem Referat so ein Problem haben??? Mit Hilfe ihrer lieben Nachbarn und inzwischen auch Vertrauten sowie ihres Vaters findet sich aber eine Lösung, wie ich sie mir auch für meine Schulzeit gewünscht hätte. Ich konnte in dieser Geschichte versinken und den wundervollen gemeinsamen Sommer mit Vica, Toja, Bär, Florian und Micki sowie mit ganz vielen phantastischen Wesen und Pflanzen, in einem zauberhaften Garten, genießen. Das ist definitiv für mich ein Sommer-Highlight.