Berührende Geschichte

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matheelfe Avatar

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„...Sie nannte ihn immer den Garten der kleinen Wunder. Doch wir wussten alle, dass hier große Wunder stattfinden konnten...“

Die Autorin hat eine berührende und tiefgründige Geschichte geschrieben. Der gehobene Schriftstil und die zarten Beschreibungen der Natur geben dem Buch sein besonders Flair.

Toja arbeitet in ihrem Garten. Da sieht sie aus dem Augenwinkel das Mädchen vom Nachbargrundstück am Zaun stehen.

„...Für einen unheimlichen Moment schien ein Bruch in die Zeit geraden. Es war, als würde ich mir selbst begegnen...“

Tojas Erinnerungen gehen zu dem Moment zurück, wo sie selbst das erste Mal an diesem Zaun gestanden hatte. Damals war sie vierzehn Jahre. Sie hatte Wille, die Besitzerin des Gartens, bei einem Besuch der Schulklasse im Aquarium kennengelernt. Der war aufgefallen, dass das Mädchen die Stille suchte und sich von den anderen entfernte. Wille litt an einer Muskelerkrankung und saß im Rollstuhl. Trotzdem genoss sie das Leben in vollen Zügen.
Toja beschreibt sich als Teenager so:

„...Zu brav war ich, zu perfekt angepasst. Noch nie hatte ich etwas Unerwartetes getan. Ich war pflegeleicht und dennoch ein andauerndes Ärgernis im Schulbetrieb, weil ich zu still war...“

Auch ihre alleinerziehende Mutter findet keinen Zugang zu dem Mädchen. Ihre introvertierte Art ist ihr suspekt. Doch Wille nimmt Toja, wie sie ist. Dadurch lernt sie, ihren eigenen Weg zu gehen. Jetzt verdient sie ihren Lebensunterhalt durch die Gestaltung von Umschlägen.
Als Toja das Mädchen namens Vico das nächste Mal sieht, lädt sie diese in den Garten ein. Es ist eine andere Welt wie der englische Rasen nebenan, der akkurat geschnitten ist. Hier lebt Vico auf, die seit dem Tod der Großmutter bei ihrem Vater, einem Augenarzt, wohnt. Die Mutter hat die Familie vor Jahren verlassen.
Toja begleitet das Mädchen nach nebenan, um den Vater zu fragen, ob Vico öfter in den Garten kommen kann. Hier deutet sich Tojas trockener Humor an:

„...“Einverstanden“, rang er sich schließlich ab. „Probehalber. Solange die Schule nicht darunter leidet.“ Der Schule würde es herzlich egal sein….“

Es beginnt ein Sommer voller Wunder. Vico lernt begreifen, dass sie sich nicht verbiegen und der lauten Welt anpassen muss. Unerwartete Ereignisse sorgen dafür, dass Florian, ihr Vater, immer mehr Zugang zu ihr bekommt.
Die Geschichte hat mich tief berührt. Es ist ein leises Buch, das doch so viel über das Zusammenleben aussagt.