Ein Sommer voller Wachstum

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mariehal Avatar

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„Der Garten der kleinen Wunder“ ist ein ruhiger, feinfühliger Roman, der sich den leisen Tönen und zarten Veränderungen im Leben zweier introvertierter Menschen widmet. Im Mittelpunkt steht Toja, eine Buchillustratorin, die nach einer Lebenskrise in ein Haus am Stadtrand gezogen ist, um dort mit Pflanzen, Farben und Erinnerungen langsam zu sich selbst zurückzufinden. Ihr geordnetes, zurückgezogenes Leben gerät in Bewegung, als plötzlich die vierzehnjährige Vica an ihrem Gartenzaun auftaucht.

Die Beziehung zwischen den beiden Victorias – der erwachsenen Toja und der jugendlichen Vica – steht im Zentrum dieser Geschichte. Besonders die Figur der Vica hat mich überzeugt: ein zurückhaltendes, sensibles Mädchen, das mit stiller Stärke und wachsender Neugier den Leser berührt. Ihre Entwicklung ist nachvollziehbar und authentisch gezeichnet, sie bildet das emotionale Herzstück des Romans.

Toja hingegen blieb für mich etwas auf Distanz. Ihre Innenwelt wird zwar reflektiert dargestellt, dennoch fiel es mir schwer, wirklich mit ihr mitzufühlen oder tief in ihre Gedankenwelt einzutauchen. Das schmälert den Gesamteindruck jedoch nur leicht, denn die Botschaft des Buches kommt dennoch klar und eindringlich zur Geltung: Jeder Mensch hat seine eigene Art zu blühen – und manchmal braucht es nur einen achtsamen Blick und ein wenig Geduld, damit sich diese Stärke entfalten kann.

Der Schreibstil ist sanft, atmosphärisch und passend zur introspektiven Thematik. Ein stilles Buch, das für mehr Verständnis gegenüber introvertierten Persönlichkeiten wirbt – und zeigt, wie heilend menschliche Verbindung sein kann.