Der Kranich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lesemöwe Avatar

Von

"Der gefährlichste Ort der Welt" - An was denkt man nicht alles, wenn man diesen Titel liest. Sicher fällt einem vieles ein, nur nicht der Ort, an den man nach dem Lesen des Romans denkt: die Schule.

Ein dreizehnjähriger Junge, Tristan, offenbart seine Gefühle einem Mädchen, von dem er denkt, dass sie nicht so oberflächlich ist wie die vielen anderen Mitschüler/innen. Das Mädchen zeigt diesen Brief ihren Freunden, macht sich gemeinsam mit ihnen lustig und dann entzünden die Freunde ein beispielloses Mobbing gegen den Jungen auf Facebook, welches sich immer weiter steigert , bis der Junge eines Tages nur den Selbstmord als Ausweg sieht.

Im weiteren Verlauf des Romans mit einem kleinen zeitlichen Sprung um einige Schuljahre weiter, wird in einzelnen Kapiteln erzählt, wie der Weg der Jugendlichen, die mit Tristan in einer Klasse waren, weitergeht. Alle Geschichten sind Geschichten über eine große innere Leere.
Der Roman ist intensiv, er nimmt einen mit und macht einen traurig und wütend, denn man weiß, dass er eben nicht nur eine Fiktion darstellt, sondern dass das Erleben des Jungen das von vielen Jugendlichen ist, die in einer Welt leben, in der Oberflächlichkeit und Selbstinszenierung (auf Kosten anderer) das Alltag bestimmen.

Dass es eigentlich kein Ende geben kann, das einen zufrieden stimmt, ist sofort klar, nachdem man den ersten Teil des Romans gelesen hat. Der letzte Satz aber ist seltsam ironisch: ... und wie alle anderen versuchte, in dieser wunderbaren Welt zu leben". Er hinterlässt einen seltsamen Beigeschmack, der sich aber gut vermischt mit den Schilderungen der Leben der Jugendlichen, die erschreckend sind und desillusionierend, entmutigend.

Der Roman erschreckt, stimmt nachdenklich, rüttelt auf und ist ein Appell, ohne dass dieser direkt ausgeprochen wird.