Die Gefahren der Jugend

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corsicana Avatar

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Mill Valley ist ein hübscher Ort im Speckgürtel von San Francisco. Hier ist die Landschaft schön, der Strand nicht weit entfernt, die Häuser teuer - hier wohnen also nur die Gutverdienenden oder die Reichen.


Die Kinder, die hier aufwachsen, haben eigentlich optimale Bedingungen. Aber was machen sie daraus? Sind Kindheit und Jugend hier besser als anderswo?


Diese Frage beleuchtet die Autorin in ihrem Debütroman aus verschiedenen Blickwinkeln.


Da ist Tristan. Intelligent - aber leider vom Aussehen her komplett "uncool". Ohne richtige Freunde. Das kann auch seine bemühte und liebevolle alleinerziehende Mutter nicht ausgleichen. Und als er einem Mädchen einen Liebesbrief schreibt (weil er glaubt, endlich eine Gleichgesinnte gefunden zu haben), wird dieser auf Facebook veröffentlicht und belacht. Tristan kann dieses Mobbing nicht aushalten - und stürzt sich von der Golden Gate Bridge.


Dieser Selbstmord führt zu Hausarresten und Strafen für alle, die sich am Shitstorm beteiligt haben - aber was bewirkt er in den Köpfen dieser jungen Menschen im Laufe der nächsten Jahre?


Dies wird am Beispiel von Tristans Schulkameraden gezeigt. Da gibt es den attraktiven Schönling, in den alle Mädchen verliebt sind. Seinen Freund, der viel weniger attraktiv ist und seinen Frust in Gewalt auslebt. Einen eher ruhigen Jungen, der die hohen Erwartungen seiner Eltern an seine Schulkarriere und seine Noten sicher nicht erfüllen kann - und darüber fast verzweifelt. Den intelligenten Jungen, der gegen Geld Tests für die anderen schreibt - aber für sich selbst noch nicht den richtigen Weg gefunden hat.
Das wunderschöne Mädchen, das alle beneiden - aber im Grunde ist sie sehr einsam. Das nicht-hübsche, reiche Mädchen, das von den Eltern kaum beachtet wird und sich in eine Affäre mit einem Lehrer flüchtet. Ein nur auf eine Laufbahn als Tänzerin hin lebendes Mädchen - das sich aber privat weit weniger im Griff hat als in der Tanzschule. Sie alle denken manchmal über Tristan nach - aber sind ansonsten viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um richtige Konsequenzen aus dem Geschehen zu ziehen.


Und dann gibt es Calista, diejenige, die den Liebesbrief bekommen hat. Sie ist die Einzige, die richtig über den Selbstmord von Tristan nachdenkt, reflektiert und ihren Freundeskreis ändert. Mit ihr beginnt und endet die Geschichte.


Alle Jugendlichen sind auf eine gewisse Weise Stereotypen. Das ist das, was man dem Buch vorwerfen kann. Und es gibt eine Menge von stereotypen Katastrophen, die die Jugendlichen erleben (zu viel Alkohol, Verkehrsunfälle, Drogen, Scheidung der Eltern, Partys-die-im-Chaos-enden). So viel auf einmal ist sicherlich (oder hoffentlich?) dann doch nicht die Realität. Oder?


Jedenfalls bewahrt auch eine auf den ersten Blick behütete Jugend in einer wohlhabenden Gegend die Jugendlichen nicht vor Fehlentscheidungen und Problemen. Denn nicht der Ort, in dem man aufwächst, ist das Problem. Sondern das Alter - die Jugend. Und deshalb ist die MIttelschule "Der gefährlichste Ort der Welt".