Es ist nicht einfach, erwachsen zu werden!

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cracklinrosie Avatar

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Das Buch führt uns in die Welt des Städtchens Mill Valley in der Nähe von San Francisco. Eine Stadt für die Besserverdienenden, die dort in großzügigen Villen leben. Ein beschaulicher Ort, in dem sich eigentlich ruhig und sicher leben ließe. Wenn da nicht der für Jugendliche offenbar gefährlichste Ort der Welt wäre: die Schule...
Das Buch wird mit einem Aufsatz Tristan Blochs über Mill Valley eingeleitet. Es folgen 3 Teile, die von unterschiedlichen Schuljahren handeln: 8., 11. und 12. Schuljahr. Tristan ist ein sensibler Junge, der aus dem üblichen Rahmen fällt. Er scheint auch etwas "besonders" zu sein - in Richtung Asperger vielleicht. Jedenfalls verhält er sich wie das Gros der Schüler, ist ausgesprochen uncool und schon von der Erscheinung her auffallend. Dann verliebt er sich auch noch in Cally und begeht den Fehler, ihr einen Liebesbrief zu schreiben.
Cally ist einerseits geschockt, andererseits überfordert und lässt sich von ihrer besten Freundin überreden, den Brief ihrem Ex zu zeigen, damit der "etwas unternimmt" gegen den komischen Tristan. Es kommt was kommen muss: Ein Shitstorm ergießt sich über Tristan in den SocialMedias und dieser ist dem auf Dauer nicht gewachsen und nimmt sich nach wenigen Wochen das Leben.
Danach beginnt der 2. und folgend der 3. Teil des Buches. Nach und nach erfährt der Leser mehr über Tristans Mitschüler, zumindest diejenigen, zu denen er einen Bezug hatte oder die in das Geschehen der 8. Klasse irgendwie eingebunden waren. Der Storyverlauf ist äußerst geschickt angelegt. Beginnend mit einem Kapitel über Callys ehemals beste Freundin Abigail entwickelt sich eine fortlaufende Geschichte. In jedem Kapitel wird einem der/die entsprechende Jugendliche näher gebracht, bis es jeweils auf einen für diesen Protagonisten wichtigen Endpunkt hinausläuft. An diesem Endpunkt startet das Kapitel des nächsten Protagonisten und so fort. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen, da die einzelnen persönlichen Geschichten sich so zwar immer wieder überkreuzten - in Rückblicken - jedoch insgesamt ausschließlich nur am jeweils Betroffenen orientiert waren. Alles wurde in der dritten Person absolut sachlich geschildert, sodass keine Wertungen vorgenommen wurden. Trotzdem erfuhr man auch die Gefühle und Gedanken desjenigen, weshalb irgendwann klar war, dass es eigentlich keinen Guten oder Bösen gab in dieser Story. Selbst die erst unsympathischen Protagonisten wurden so menschlicher und man konnte irgendwann zumindest verstehen, warum sie irgendwann auf die schiefe Bahn gerieten oder zu dem Ekel wurden, das sie waren.

Eigentlich getrauert oder zumindest nachhaltig berührt von Tristans Selbstmord wurden offensichtlich lediglich Cally, die sich daraufhin auch gänzlich in ihrem Verhalten und Auftreten änderte, sowie Dave, der seit der Einschulung einst Tristans bester Freund war. Der offensichtliche Bösewicht Ryan hatte ihn allerdings auch nicht vergessen und schien sogar von seiner Macht, die er ausgeübt hatte, betroffen. Ansonsten lebten eigentlich alle weiter vor sich hin und versuchten, irgendwie zu überleben und heil aus der Schule ins "richtige Leben" zu geraten - was nicht jedem gelang.
Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen, auch wenn ich ihm nicht die volle Punktzahl geben kann. Eine Stelle störte mich massiv, denn war m. E. ein Logikfehler. Außerdem hatte das Buch mittig einige Längen. Trotzdem war es sehr gut zu lesen gerade die fließenden Übergänge zu den nächsten Kapiteln haben mir sehr gut gefallen. Berührt hat mich das letzte Kapitel über Cally, die irgendwie ja Auslöser des ganzen Desasters um Tristan war, auch wenn sie eigentlich keine wirkliche Schuld traf.
Johnson hat für mich einen sehr guten Ton getroffen, nicht rührselig aber trotzdem berührend zu schreiben. Auch wenn ich mit der Wortwahl so manches Mal haderte. Etliche Worte hätte ich nachschlagen müssen, weil sich mir der Jugendslang nicht erschließt. Ich habe es dann aber einfach überlesen, weil es für den Verlauf quasi uninteressant war.
Das deutsche Cover finde ich sehr unglücklich gewählt. Das Cover der Originalausgabe gefällt mir da wesentlich besser, auch wenn es nicht so schön daher kommt.

Fazit:
Ein sehr intensives Buch über die Hölle der Pubertät und die tlw. unerfüllbaren Ansprüche, die Eltern, Schule und vor allem soziales Umfeld an Jugendliche stellen. Ein wunderbarer Filmstoff!