Eine wundervoll illustrierte Bilderbuchausgabe des berühmten Klassikers

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„Der geheime Garten“ zählt seit Generationen zu den bekanntesten und beliebtesten Klassikern der britischen Kinderliteratur und begeistert Jung und Alt bis heute. Und das zurecht. Mit „Der geheime Garten“ hat Frances Hodgson Burnett einfach ein zauberhaftes Werk erschaffen, das auf keinen Fall in Vergessenheit geraten darf. Mich freut es daher stets aufs Neue, dass die Geschichte immer wieder adaptiert und – wie bei der hier vorliegenden Bilderbuchausgabe aus dem Insel Verlag – auch für junge Kinder zugänglich gemacht wird.

Die kleine Mary Lennox soll fortan in Nordengland leben, in dem großen alten Herrenhaus Misselwaithe Manor. In einer regnerischen Winternacht erreicht sie ihr neues Zuhause. Es ist ein kalter und düsterer Ort, der genauso einsam und traurig wirkt wie sie sich fühlt. Mary findet zunächst alles schrecklich. Doch dann beginnt sie die Gegend zu erkunden und begegnet dem Gärtner Ben, der ihr ein Geheimnis verrät: Irgendwo zwischen den Mauern und Hecken von Misselwaithe Manor gibt es einen versteckten Garten, der seit langer Zeit fest verschlossen ist. Die Neugierde des Mädchens ist geweckt. Kurz darauf trifft Mary auf ein kleines Rotkelchen, dass ihr den Weg zum Garten weist. Sie findet den Schlüssel zum Tor und als sie den verwilderten Garten erblickt, verliebt sie sich sofort in ihn. Sie vertraut sich dem Bruder des Dienstmädchens Martha an, dem Jungen Dickon und zusammen beginnen sie sich um den Garten zu kümmern. Während die Bäume und Blumen zu neuem Leben erwachen, blüht auch Marys Fröhlichkeit und Lebensfreude wieder auf. Sie ist jedoch nicht die Einzige, die durch die Magie des Gartens zu einem glücklichen Kind wird. Denn in Misselwaithe Manor lebt noch jemand, der kranke und mürrische Junge Colin…

Dass es sich hierbei um eine stark verkürzte Version des deutlich umfangreicheren Romans handelt, war mir natürlich von vornherein klar. Für meinen Geschmack wurde allerdings etwas zu viel vom Inhalt weggelassen. Wer die Originalgeschichte kennt, weiß, dass Mary in Indien aufgewachsen ist und nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrem Onkel nach England geschickt wird. Diese Information fehlt hier leider, man erfährt zu Beginn nur, dass Mary ein sehr trauriges Mädchen ist und fortan in dem großen alten Herrenhaus Misselwaithe Manor leben soll. Der Onkel wird dabei gar nicht erwähnt und taucht auch im gesamten Buch nicht auf. Die Handlung wirkt dadurch stellenweise ein wenig abgehackt und unzusammenhängend.

Trotz allem finde ich aber, dass Calista Brills Neuinterpretation von „Der geheime Garten“ eine gelungene Vereinfachung ist, die Kinder ab 4 Jahren an das Original heranführt. Denn die wichtigsten Elemente und Kernaussagen der ursprünglichen Erzählung sind enthalten. Es geht unter anderem um Freundschaft, den besonderen Zauber der Natur und die Liebe zur Tier- und Pflanzenwelt. Um Fürsorge, Hoffnung, Einsamkeit, Heilung und Lebensmut. Man taucht ein in eine Welt voller Geheimnisse, Magie und Wunder und erlebt mit, wie Mary, Colin und Dickon den verwilderten Garten gemeinsam zum neuen Leben erwecken, wie sie zusammen mit ihm aufblühen und dabei lernen, an sich selbst zu glauben und einander zu vertrauen und wertzuschätzen.

Die farbigen und seitenfüllenden Illustrationen von Adelina Lirius untermalen den Text gekonnt. Sie veranschaulichen wunderbar Marys Entwicklung von einem verzogenen Griesgram zu einem lebensfrohen und glücklichen Mädchen. Anfangs sind die Bilder trist und düster gehalten, sie werden aber, wie Marys Gemütsstand, immer fröhlicher und bunter. Die Zeichnungen sind einfach ein Traum, atmosphärisch, liebevoll und detailreich, und laden zum Verweilen und Erkunden ein.

Fazit: „Der geheime Garten“, nach dem gleichnamigen Roman von Frances Hodgson Burnett, ist eine wundervoll illustrierte Bilderbuchausgabe des berühmten Klassikers zum ersten Entdecken und neu Erleben. Eine schöne vereinfachte Nacherzählung für Kinder ab 4 Jahren. Es ist eine zeitlose Geschichte über die Schönheit und heilende Kraft der Natur und die Macht der Freundschaft. Berührend, warmherzig und magisch. Auch wenn mich das Buch nicht vollends überzeugen konnte, kann ich es sehr empfehlen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!