Zauberhaft illustriertes Kinderbuch

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„Der geheime Garten“ von Calista Brill mit den Illustrationen von Adelina Lirius ist eine Kinderbuchneuinterpretation des bekannten gleichnamigen Romans von Frances Hodgson Burnett.

Worum geht es?
Die kleine Mary zieht in ein großes tristes Haus in England. Das Mädchen ist traurig und einsam. Nachdem der Gärtner Ben ihr von einem geheimen Garten, der versperrt ist, erzählt hat, begibt sich das neugierige Kind, mithilfe ihres Freundes, einem kleinen Rotkehlchen, auf die Suche nach dem Schlüssel. Als sie ihn findet und den Garten das erste Mal sieht, beschließt sie, sich darum zu kümmern und bekommt Hilfe von Dickon, der ihr später auch zum Freund wird. Mit jedem Spatenstich und jeder erblühenden Blume fühlt sich auch Mary wieder fröhlicher und blüht selbst ein kleines bisschen mehr auf.
Eines Tages hört sie ein Weinen in dem großen Haus. Als sie dem Schluchzen folgt, findet sie einen kränklich aussehenden Jungen, der ans Bett gefesselt ist, weil er nicht laufen kann. Dickon und Mary bringen den kleinen Colin in den geheimen Garten an die frische Frühlingsluft. Umso weiter der Frühling voranschreitet, umso mehr blühen der Garten und die drei Kinder auf, bis eines Tages Colin seine ersten Schritte machen kann.

Meine Meinung:
Sowohl das Cover als auch die vollseitigen Illustrationen aus der Feder von Adelina Lirius sind ein Gedicht. Die am Anfang trist aussehenden Bilder werden, genau wie Marys Gemütszustand, immer farbenfroher und lebendiger. Die detailreichen Zeichnungen laden zum Erkunden und Entdecken ein. Vor allem sticht ins Auge, dass es eine Doppelseite gibt, wo die Handlung nicht erzählt, sondern nur gezeichnet ist. Es spricht für die Zusammenarbeit von Autorin und Illustratorin, dass dies so gut geklappt hat und der Text auf der nächsten Seite wieder dazupasst.

Zum Inhalt ist außerdem zu sagen, dass man merkt, dass es eine stark gekürzte Nacherzählung in einem Kinderbuch ist. Ich kannte den Originalroman nicht und hatte trotzdem beim Lesen das Gefühl, dass mir Teile fehlen bzw. wirkte der Text sehr abgehakt.
Als ich im Nachhinein recherchierte und mir die Zusammenfassung des Romans durchlas, stellte ich fest, dass sehr viele, für mich wichtig wirkende Details fehlen. So zum Beispiel, dass Mary Waise ist und deshalb zu ihrem Onkel ziehen musst. Darum ist sie auch so traurig. Außerdem ist Colin ihr Cousin und vom geheimen Garten hat ihr nicht der Gärtner Ben sondern ihr Dienstmädchen Martha erzählt.

Diesen Hintergrundinformationen rücken den Hauptcharakter Mary in ein ganz anderes Licht. Am Anfang dachte ich, so eine griesgrämige Protagonistin. Doch als ich wusste, dass das Mädchen ihre Eltern verloren hat und deshalb trauert, wurde ich viel verständnisvoller und Mary war mir auf einmal sehr viel sympathischer. Im Laufe des Buches macht sie eine totale Wandlung durch. Ist sie am Anfang noch allein und traurig, so sieht man das Mädchen am Ende lachen und mit ihren Freunden spielen. Es scheint so, als hätte Mary mit dem Schlüssel zur Tür auch den Schlüssel zum Herzen gefunden, denn sie wird ab diesem Zeitpunkt offener und freundlicher.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass die Geschichte für mich eine wichtige Kernsussage hat. Wenn man sich nämlich um jemand anderen kümmert (sei es ein Garten, ein Mensch oder vielleicht ein Tier) wirkt sich das auf den Charakter aus.

Fazit
Die schön illustrierte Kinderbuchkurzfassung von „Der geheime Garten“ bekommt von mir 3 von 5 Sterne, da für mich leider wesentliche Elemente vom Original fehlen.