„Das Schwert in Gottes linker Hand“ – gelungener Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe

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smartie11 Avatar

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„Also kehrte ich in eine Stadt zurück, wo Glück sich meist darauf beschränkt, eine gewisse Zufriedenheit in einem hinnehmbaren Maß an diffuser Angst, unspezifischer Abscheu und unerklärlichem Überdruss zu finden.“ (S. 11)

Meine Meinung:
Der Ex-Cop und Ex-Marine August Octavio Snow, 34, hat mit seinen Aussagen vor Gericht einen Korruptionsskandal ausgelöst, der weite Teile des Detroiter Police Departments und sogar den Detroiter Bürgermeister zu Fall gebracht hat. Außerdem machte ihn das Gerichtsverfahren durch eine Entschädigungszahlung zu einem Multimillionär. Nachdem er nun monatelang ziellos durch die Welt getingelt ist und sich dabei beinahe totgesoffen hätte, ist er zurück in seiner alten Heimat und probiert, mit seinem Geld etwas Gutes zu bewirken. Doch noch immer ist er in den Augen Vieler eine absolute „Persona non grata“…

Zu Beginn nimmt sich Stephen Mack Jones viel Zeit und Raum, uns seinen Protagonisten, dessen Werdegang und die Entwicklung Detroits, von der Legende der amerikanischen Automobilindustrie bis zur Komapatientin der Bankenkrise, nahezubringen. Detroit ist mit seiner sehr heterogenen Entwicklung, dem Korruptionsfilz und dem kulturellen Schmelztiegel ein sehr außergewöhnliches und interessantes Setting für einen Krimi. Der eigentliche Kriminalfall tritt dabei für die ersten rund 100 Seiten eher in den Hintergrund. Ich fand diesen Teil dennoch sehr interessant und atmosphärisch zu lesen und auch wenn hier die Spannung fehlte, lohnt sich das „dranbleiben“ doch auf jeden Fall!

Denn nachdem der Autor seine Figuren gekonnt auf dem Schachbrett dieser Story platziert hat und wir als Leser*innen ein Gefühl für die Besonderheiten dieser Stadt bekommen haben, nimmt der eigentliche Kriminalfall an Fahrt und Spannung auf. Nach und nach zeichnet es sich immer mehr ab, dass dieser Fall weitaus größere Dimensionen aufweist, als zunächst anzunehmen gewesen ist. So verwundert es auch kaum, dass es für Snow schnell selbst brandgefährlich wird. In der zweiten Hälfte zündet der Autor dann ein wahres Action-Feuerwerk á la Hollywood-Blockbuster - das ist wirklich perfekte Unterhaltung bis zum Schluss!

Neben der ausgeklügelten Story und dem atmosphärischen Setting besticht dieses Buch insbesondere auch durch seinen kantigen Protagonisten. Außen rau und mit oft schon an Selbstzerstörung grenzenden Aktionen, hat Snow doch ein butterweiches Herz und hilft allen, die sich nicht selbst zu helfen wissen, mit Geld, Rat und Tat. Ein bisschen erinnerte er mich damit an Evan Smoak aus der ebenfalls sehr empfehlenswerten "Orphan X"-Reihe von Gregg Hurwitz. Aber auch Snows Sidekicks (vor allem Tomás und Frank) sowie die Nebencharaktere sind Stephen Mack Jones sehr gut gelungen, so dass ich mich wirklich freuen würde, mehr von ihnen zu lesen! (Im Original ist jüngst Band 3 erschienen).

FAZIT:
Zu Beginn durchhalten, dann Atem anhalten. Ein voll und ganz überzeugender Reihenauftakt, der von Seite zu Seite fesselnder wird!