Mitreißender Krimi

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jerri Avatar

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August Snow kehrt nach einem Jahr ziellosen Reisens durch die Welt wieder in seine Heimatstadt Detroit zurück. Von dort war er nach einem Korruptionsskandal, in dem er gegen die Größen der Stadt und auch ehemalige Kollegen ausgesagt hat, regelrecht geflohen, nachdem er vor Gericht die Klage gegen seine Entlassung gewonnen hatte und eine Entschädigung in Höhe von 12 Mio Dollar zugesprochen bekam. Aber auch das ziellose Reisen und die Alkoholexzesse helfen nicht. Er kehrt zurück in seine Heimat, renoviert sein Elternhaus, kauft ein paar leerstehende Häuser in seinem Viertel und renoviert auch diese. Er möchte seine Heimat wieder in der Ordnung erstrahlen lassen, an die er sich aus seiner Kindheit erinnert. Er hilft so nebenbei einem jungen Schwarzen, den er vom Drogenhandel abhält und einem Nachbarn, dessen Frau sich illegal in den Staaten aufhält. Sein moralischer Kompass lässt ihn das für ihn Richtige tun. Und er ist dabei nicht mehr an die Gesetze gebunden, an die er sich als Polizist halten musste.
Das kommt ihm zugute, als er eigentlich gegen seinen Willen im Todesfall Eleanor Paget ermittelt. Diese wenig liebenswürdige alte Dame hatte ihn kurz vor ihrem Tod noch gebeten, einigen Unklarheiten in ihrer Bank nachzugehen. Er allerdings hat abgelehnt. Und das lässt ihm keine Ruhe. ‚Wir werden durch diejenigen definiert, denen wir hätten helfen können, es aber nicht getan haben …‘ (S. 91). Und je mehr er zu hören bekommt, dass der Tod Eleanor Pagets ein Suizid war, desto mehr schlagen seine Instinkte in die andere Richtung aus. Und durch seine Nachforschungen kommt er mächtigen Gegnern in die Quere.
Stephen Mack Jones zeichnet ein düsteres Bild von Detroit und seinen Bewohnern. Der Zerfall einer Stadt. Auf der einen Seite die reichen Weißen, auf der anderen Seite die arme Bevölkerung, bestehend aus einem Mix aller Nationen. Ein gelungener Krimi, der von seinen gut gezeichneten Personen lebt. Mit einer kräftigen Würze aus Sarkasmus, einem geradlinigen Helden, der sich selbst treu bleibt, auch wenn das für ihn nicht gut ausgeht. Anfangs musste ich mich in den eigenwilligen Schreibstil einlesen, aber das klappte schneller als ich nach der Leseprobe dachte. Und dann war ich drin in einem spannenden Krimi. Allerdings schmälern die teils ausufernden Beschreibungen der Stadt, ihre Stadtteile und Landschaften den Genuss etwas und bremsen den Lesefluss. Wer sich davon allerdings nicht abhalten lässt, den erwartet ein Krimi der Extraklasse.
Ich würde gerne mehr von August Snow lesen. Im Original scheint im Jahr 2021 schon der 3. Teil herauszukommen. Bleibt zu hoffen, dass der Verlag die weiteren Teile auch herausbringt.