Bewegendes Familienepos

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alice pleasance Avatar

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Hu’o’ngs Eltern sind in den Wirren des Krieges verschollen. Die Zwölfjährige wächst daher bei ihrer Großmutter in Hanoi auf. Direkt zu Beginn der Geschichte erleben die beiden einen Bombenangriff. Dieser Einstieg ist intensiv und so haben bei mir schon die ersten Seiten Eindruck hinterlassen. Abwechselnd werden in den Kapiteln die Gegenwart, Hu’o’ngs Geschichte, und die Vergangenheit, das Leben von Hu’o’ngs Großmutter, erzählt. In beiden Geschichten geht es um viel Leid, aber auch immer wieder um hoffnungsvolle Momente. Die Familie Trấn steht somit stellvertretend für das vietnamesische Volk, das im vergangenen Jahrhundert viel Leid erfahren hat.

Die zahlreichen Figuren spiegeln die Vielfalt in der vietnamesischen Bevölkerung wider. So sind die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten sowie die unterschiedlichsten politischen Ansichten vertreten. Sympathieträger sind aber definitiv die beiden Protagonistinnen, mit denen man mitfühlt und leidet.

Der Erzählstil ist leicht und fesselnd, die Beschreibungen bildhaft und stimmungsvoll. Der Autorin gelingt es unglaublich gut, den Leser*innen Vietnam nahezubringen. Die Mentalität der Bevölkerung wird deutlich, was sich insbesondere auch in Sprichwörtern spiegelt, die jeweils auf Vietnamesisch und auf Deutsch abgedruckt wurden. Der Roman ist ebenso emotional wie lehrreich, denn die historischen Ereignisse sind gut recherchiert und stimmig in die Familiengeschichte integriert.

„Der Gesang der Berge“ ist ein bewegendes Familienepos, das die Geschichte Vietnams eindrücklich nahebringt. Ein angenehmer Stil, gute Recherche und die sowohl emotionale als auch lehrreiche Geschichte machen den Roman von Nguyễn Phan Quế Mai zu einem Highlight.