Ein aufwühlendes Portrait vietnamesischer Geschichte, die unbedingt erzählt werden muss

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april1985 Avatar

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Mein erstes Buch im Jahr 2022 und bereits mein erstes Jahreshighlight, ja, sogar Lebenslesehighlight!

Die vietnamesische Autorin Nguyen Phan Quế Mai hat mich auf eine aufwühlende Reise durch Vietnam mitgenommen. Sie erzählt bildgewaltig und mit unglaublicher Intensität die Geschichte eines vom Krieg gebeutelten Landes und einer Familie, die trotz Hungersnöten, politischen Aufständen und Landenteignungen nicht die Hoffnung verloren hat. Gleichzeitig ist Der Gesang der Berge ein Portrait starker Frauen und mutiger Heldinnen; ein Buch das von seinen Figuren getragen wird und anhand derer ich die Geschichte eines zerrissenen Landes kennen lernen durfte.

Es sind die frühen 1970er Jahre, in denen die 12-jährige Hu'o'ng bei ihrer Großmutter Diệu Lan im Norden Vietnams aufwächst. Hu'o'ngs Vater gilt auf den Schlachtfeldern als verschollen, ihre Mutter ist aufgebrochen, um den Vater zu finden. Während Hu'o'ng und ihre Großmama in dem vom Krieg gezeichneten Land versuchen zu überleben, erzählt Diệu Lan ihrer Enkelin ihre eigene Familiengeschichte, die in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ihren Anfang nimmt, als Familie Trần noch im Wohlstand gelebt und Ansehen genossen hat. Dabei werden die Ereignisse nicht chronologisch, sondern im Wechsel der Generationen, erzählt, wodurch unglaublich viel Spannung erzeugt wird und man trotz der Angst auf die nächsten Gräueltaten in einem Bann gezogen wird und unentwegt weiter lesen muss.

Nguyen Phan Quế Mai hat mich durch ein dunkles Kapitel vietnamesischer Geschichte geführt, das unbedingt erzählt werden muss. Familie Tran steht stellvertretend für Familien, die durch die französisch-japanische Besatzung, einen Bürgerkrieg und die Landreform der 1950er Jahre und den Schrecken des Vietnamkrieges zerrissen wurde. Es ist die Geschichte einer Familie, die viele Opfer bringen musste, Leid und Hungersnöte erfahren hat. Die Erzählung einer Mutter, die auf der Flucht vor den Landenteignern für ihre Kinder und ums nackte Überleben kämpft, immer die Hoffnung auf ein besseres Leben und eine glückliche Zukunft vor Augen und der Hoffnung, dass die Familie trotz politischer Widerstände wieder vereint wird. So habe ich unglaublich viel über die Geschichte eines Landes gelernt, über die Menschen, deren Sitten und Gebräuche.

Nguyen Phan Quế Mai schreibt sehr eindringlich und unglaublich bildgewaltig über das Leid und die Missstände der Bevölkerung. Zwischen den Zeilen schwingt aber immer die Hoffnung mit. Ganz wunderbar lässt sie vietnamesische Sprichworte einfließen, die poetisch anmuten, den Lesefluss auch in keinster Weise unterbrechen.

Mich hat der Roman zutiefst beeindruckt. Klare Leseempfehlung!

Fazit:

Eindringlich, intensiv, aufwühlend und bildgewaltig!

Nguyen Phan Quế Mai erzählt die Geschichte einer Familie, die im kriegsgebeutelten Vietnam auseinander gerissen wurde, ums Überleben kämpft und trotz aller Gräueltaten, politischer Unruhen und Missstände niemals die Hoffnung auf Wiedervereinigung und eine glückliche Zukunft verliert.

Für mich ist Der Gesang der Berge ein ganz großes Highlight, das unbedingt gelesen werden muss.