Ein ergreifendes Zeugnis für die starke Bindung einer Familie.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
steffywhoelse Avatar

Von

Als Vietnamesin, geboren und aufgewachsen in Deutschland, kenne ich nur die Geschichten über Vietnam von meiner Familie. Meine Wurzeln reichen weit zurück, doch so richtig präsent waren die Geschehnisse des Vietnamkrieges in der Familie nie. Und wenn Geschichten erzählt wurden, waren diese über die tragischen Ereignisse, die auch meine Eltern nur erzählt bekommen haben.
Aus literarischer Sicht bin ich nur vertraut mit den Perspektiven von weißen Soldaten. Meistens amerikanische Ansichten und wie diese den Krieg überlebt haben. Umso war ich gespannter darauf, wie eine Vietnamesin selbst die Historie von Vietnam erfahren hat.

Die Geschichte die in diesem Roman erzählt wird zieht sich über vier Generationen. Vorgetragen wird sie jedoch aus der Sicht von Dieu Lan und ihrer Enkelin Huong. Aus ihren Perspektiven erfahren wir aber auch, wie sich Huongs Mutter und ihre anderen Verwandten gefühlt haben.
Diese beiden Frauen weisen in ihren Leben nicht nur Willenskraft und Stärke auf, sondern auch Mut und eine Herzlichkeit, die sie trotz tragischer und traumatischer Erfahrungen ihren Mitmenschen weitergegeben haben.

Was diese beiden Frauen und ihre Familien durchlebt haben ist brutal. Diese unverfrorene Darstellung von Vietnam und die Geschichte des Landes ist erschreckend. Ehrlich und ohne Verschleierungen werden hier Geschichten von Horror und Konflikten, Bombardierungen und Trauer wiedergegeben, die einen hoffnungslos zurücklassen.

Was ich anmerken muss ist, dass sowohl die Großmutter Dieu Lan als auch ihre Enkelin Huong sehr ähnliche Erzählweisen und Stimmen haben. So klang es oftmals, als würde nur eine Person gerade reden. Ich fand es teils schwierig, die Stimmen auseinanderzuhalten. Dies tut dem Roman aber nicht viel ab, denn es ist dennoch ein erstaunliches Zeugnis von Liebe und dem unzerbrechlichen Bund einer Familie, die ich als Leser erfahren durfte. Die Opfer die gemacht wurden und die Liebe, die die Autorin für ihr Land hat, sind in jeder Zeile spürbar. Erschütternd und doch ergreifend, fühle ich mich dem Land meiner Vorfahren ein wenig näher.