Lesenswertes vietnamesisches Familienepos

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vr123 Avatar

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„Der Gesang der Berge“ ist ein trauriges und mitreißendes Familienepos, der ein Hauptaugenmerk auf die Schrecken des Vietnam-Krieges richtet. Aber auch andere Zeitabschnitte der vietnamesischen Geschichte von 1930 bis 2017, wie die französische Besatzung, die japanische Invasion, die große Hungersnot, die Landreform sowie die Gegenwart bilden Teilkomponenten des Romans. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Hu'o'ng, auch Guave genannt, und ihrer Großmutter erzählt. Das Mädchen wächst bei der Großmutter Dieu Lan auf, nachdem der Vater auf den Schlachtfeldern verschollen ist und die Mutter ihm folgte, in der Hoffnung ihn wieder zu finden. Beide Hauptcharaktere sind sehr stark und ich konnte mich beim Lesen gut in diese einfühlen. Sie wirken sympathisch und man empfindet großes Mitgefühl mit ihnen. Die Familie erleidet, ohne weiter ins Detail gehen zu wollen, im Laufe der Zeit viele Schicksalsschläge und muss viele Gräueltaten über sich ergehen lassen.
Allgemein ist der Schreibstil der Autorin sehr angenehm und gut zu lesen. Auch wenn es kein autobiographischer Roman ist, hat man dennoch den Eindruck, dass persönliche Erfahrungen in das Buch einfließen. Interessant ist auch der Perspektivwechsel, da in den hiesigen Medien doch häufig aus westlicher/US-amerikanischer Sicht über den Vietnam-Krieg und die Geschichte Vietnams berichtet wird.
Insgesamt ist der Autorin Nguyễn Phan Quế Mai ein kraftvoller, gut zu lesender Roman gelungen, den ich nur weiterempfehlen kann.