Poesie und Wahn!

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rauschleserin54 Avatar

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„Ich hätte meinem Onkel gerne gesagt, dass er sich nicht schuldig fühlen sollte,
aber ich wollte seine Gedanken nicht unterbrechen. Vielleicht musste er durch das
Erzählen seine Gefühle entwirren, damit er verstehen konnte, wie es war, am Leben
und zugleich tot zu sein.

Nguyen Phan Que Mai hat ein sehr poetisches, eindringliches, weil leises und sanftes
Anti-Kriegs-Buch geschrieben.
Gerade der Gegensatz zu anderen Zeitzeugnissen lässt aufhorchen, mitfühlen und den
Leser Seite an Seite mit Huong oder in Rückblenden mit Dieu Lan die Greueltaten erleben,
die in diesem schönen Land angerichtet wurden.

„Es ist verboten, über Dinge zu sprechen, die mit Fehlern der Vergangenheit oder Verbrechen
der Machthaber zu tun haben, denn sie nehmen sich das Recht, die Geschichte umzuschreiben.
Aber du bist jetzt alt genug, um zu wissen, dass die Geschichte sich in das Gedächtns der Menschen
schreibt, und solange Erinnerungen weiterleben, besteht Hoffnung, dass wir es besser machen
können.

Die Autorin hat die Geschichte um Dieu Lan und Huong geschrieben, um die Stärke der Menschen
in der furchtbaren Aussichtslosigkeit und Ungerechtigkeit des Krieges zu beschreiben. Solange ein Fünkchen Hoffnung besteht, lehnen sich diese Menschen gegen die Ohnmacht auf und erzählen die Geschichten auch uns, weil wir alle Menschen sind, die Stärken und Schwächen haben und es aktueller denn je ist, diese großartige Stimme zu hören und zu lesen.

Ich habe viel gelernt beim Lesen dieses Buches, weil ich die Geschichte zweier wunderbarer Frauen
miterleben durfte, eine Geschichte von innen heraus. Ich wußte vorher nicht, wieviel Leid diese
Bevölkerung ertragen musste, wieviele Opfer es gab auf allen Seiten. Trotzdem hat mich die
Autorin behutsam geleitet und mir nicht zuviel zugemutet, weil sie immer auch poetische Worte für die Gefühle der Menschen und die Schönheit des Landes gefunden hat.
Genau die Zartheit zeigt sich bei der Wahl des Covers für diesen Roman: alle Facetten der Gegebenheiten und trotzdem die Farben und Symbole der Hoffnung.
Danke Nguyen Phan que Mai und eine eindringliche Leseempfehlung von mir!