Vietnamesisches Familienepos

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
isaba Avatar

Von

Mit "Der Gesang der Berge" von Nguyen Phan Que Mai ist eine absolute Literaturperle erschienen. Das Buch hat alles, was eine wirklich gute Geschichte braucht, um lange im Gedächtnis zu bleiben.

Die Geschichte wird auf 2 Ebenen parallel erzählt: eine Storyline spielt in den Jahren 1930 - 1965. Die erzählende Protagonstin hier ist die 1920 geborene Dieu Lan. In den Jahren 1972 - 1979 wird die Geschichte von ihrer Enkelin Huong weitererzählt. Beide führen den Leser durch die furchtbaren Jahre des Krieges für das vietnamesische Volk. Das Buch beginnt gleich sehr eindringlich mit der Flucht von den beiden Frauen vor fallenden Bomben auf Hai Noi im Jahr 1972 und führt von da an durch die Wirren der Kriege.

Die Figuren sind sehr detailverliebt und liebenswert gestaltet, so dass der Leser sofort eingenommen ist und mit den Erlebnissen der beiden starken Frauen mitfühlt. Vor allem die Grußmutter hat mich sehr beeindruckt und mitfühlen lassen. Die Geschichte ist getragen von großer Emotion, woran die Protagonisten einen seht großen Anteil haben. So grausam die Kriege das Leben werden lassen, so gefühlvoll und zugleich kämpferisch gehen Dieu Lan und Huong ihren Weg. Die Sprache ist schnörkellos sachlich und doch poetisch. Das ist wirklich große schriftstellerische Kunst.

Darüber hinaus punktet das Buch mit dem Grundthema: Für mich war Vieles aus der vietnamesischen Geschichte ganz neu und ich konnte einige Wissenslücken schließen. Grundsätzlich sind Romane mit historischem Kern immer ein besonderes Leseerlebnis und da hier mal ein ganz anderes Setting hinter der Geschichte steht, steigert dies den Spaß am Buch umso mehr.

Selten bekommt man ein Buch in die Hände, bei dem man ohne große Erwartungen in die Story einsteigt und dann so sehr begeistert wird, wie man es hervor nicht hätte ahnen können. So ein Buch ist "Der Gesang der Berge", eine echte Perle für mich in diesem Jahr.