Von Trauer, Achtsamkeit und Vergebung

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kleincaro89 Avatar

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Vietnam kam nie zur Ruhe. Ständig waren äußere Mächte am Werk, doch auch das Land selbst was in sich gespalten. Das Buch „Der Gesang der Berge“ beschreibt genau diese Zustände, die Entwicklungen und die Geschehnisse am lebendigen Beispiel der einst großen Familie. Beginnend mit einer Familiengeschichte um 1900 zeigt die Autorin, wie sich das Land in mehr als 100 Jahren entwickelt hat und nimmt Großmutter Diêu Lan als Weisheit, als Leitfigur und als Beispiel für viele ihrer Nachkommen. Sie steht für das Vietnam, das so viel hat erleben und ertragen müssen, für Familientragödien und Lebensfreude, für Mut und Vergebung, für ein Leben in Frieden.
Während sie selbst immer wieder von ihrem Leben als Tochter und später als Mutter und Großmutter erzählt, ist es ihre Enkelin, Huong, die alle Erlebnisse ihrer Großmutter in sich aufsaugt, als fast außenstehende Dritte auf ein Leben zurückschaut und versucht, sich ihre Großmutter als Vorbild zu machen.

Das Buch ist eine wahre Wucht. Nicht nur die Erzähl- und Schreibkünste der Autorin, auch die so nah an der Realität befindlichen Geschehnisse, die aufgenommen und verarbeitet werden, lassen den Leser einen vollkommen neuen Blick auf ein weit entferntes Land werfen. Viel zu selten beschäftigt man sich mit der Weltgeschichte, doch was hier im Buch verarbeitet wird, spricht Bände und steht für viele Familiengeschichten.
Mit einer Direktheit, die keine Scheu hat, auch die grausamsten Geschehnisse zu erzählen, punktet die Autorin, ebenso wie bei den Ansichten und Entwicklungen der Großmutter, welche mit ihrer Religion und ihren Riten und ihrer Kultur im Reinen ist.

Das Buch hat mich berührt und bewegt. Es hat einen klaren Blick auf eine Familiengeschichte geworfen, die beispielhaft für so viel Unglück in dem Land steht. Bildliche Sprache, warme Charaktere und eine Familie, die weiß, dass nur der Zusammenhalt zählt.