tiefgründiger Wohlfühlroman

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schildi_88 Avatar

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„Der Gesang der Seeschwalben“ von Gabriella Engelmann ist ein Wohlfühlroman, der einen bereits beim Blick auf das Cover sanft in die rauen Weiten Sylts entführt. Schon das Cover mit seinen kühlen, maritimen Farben und der mystischen Stimmung verspricht ein Leseerlebnis, das gleichzeitig beruhigt und fasziniert. Der erste Schritt in dieses Buch fühlt sich an, wie das Eintauchen in ein neues, geheimnisvolles Abenteuer. Einmal angefangen, will man es gar nicht mehr aus der Hand legen.

Das Buch entfaltet sich wie eine zarte Reise durch Vergangenheit und Gegenwart, wobei die Protagonistin Anna, eine Journalistin mit einer Leidenschaft für Bücher, die Geschichte einer berühmten Bücherfrau recherchiert. Was als harmloses Interview über die 85-jährige Fenja Lorenzen beginnt, wird schnell zu einem intensiven Ritt durch die Familiengeschichte der Lorenzens, die in einem alten Sylter Haus, eingebettet in die raue Natur der Insel, vergraben liegt.

Engelmann gelingt es, die drängenden Fragen der Gegenwart mit der düsteren Vergangenheit zu verbinden. Es geht um ein Familiendrama, um verlorene Geheimnisse und die Liebe zu den alten Schätzen der Bücherwelt. Dabei geht die Autorin äußerst geschickt vor und lässt die Leser nach und nach in die Gefühlswelten und die tragischen Geheimnisse eintauchen – und das auf eine Weise, die nie zu überladen wirkt, sondern stattdessen behutsam die Neugier weckt.

Sylt ist nicht nur Schauplatz der Geschichte, sondern wird mit ihrer ungezähmten Natur und den wilden Winden fast zu einem eigenen Charakter. Man spürt das salzige Meer in jeder Seite, riecht den Wind, hört das Rauschen der Wellen und fühlt sich unmittelbar mit der Insel verbunden. Besonders die Darstellung der Beziehung der Charaktere zu dieser Umgebung – das Besondere und doch Unveränderliche der Natur – ist meisterhaft und trägt zur Tiefe der Geschichte bei.

Das Buch ist flüssig zu lesen und entfaltet sich so, dass man es bequem an einem Tag verschlingen kann. Es hat diesen unaufdringlichen Zauber, der einen immer wieder zum Weiterblättern animiert. Die Mischung aus dramatischer Familiensaga und der Liebe zu Büchern schafft eine wunderbare Balance zwischen nachdenklichen Momenten und wohltuender Unterhaltung. Die emotionalen Höhen und Tiefen sind so geschickt platziert, dass der Leser sich immer wieder von der Geschichte fesseln lässt.

Am Ende fühlt sich alles stimmig an, und auch wenn einige Fragen offenbleiben, ist man doch mit einem zufriedenen Gefühl zurückgelassen. Besonders die Atmosphäre, die Engelmann auf Sylt schafft, macht das Buch zu einem unvergesslichen Leseerlebnis. Für alle, die sich nach einem Wohlfühlroman sehnen, der gleichzeitig tiefgründig und spannend ist, ist „Der Gesang der Seeschwalben“ uneingeschränkt zu empfehlen.