Der Geschmack der Sehnsucht

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Ein kleines, aber deshalb nicht weniger gehaltvolles Büchlein, mit einem sehr geschmackvollen Cover. Am besten zu lesen in einem Stück, auf der Terasse, in der Frühjahrssonne. Das Buch entführt einen in eine komplett andere Welt, und man hat Mühe daraus wieder aufzutauchen. Es ist sehr flüssig geschrieben, leicht lesbar, ohne zuviele Worte, trotzdem sehr eindringlich.
Die kleine Män wird in den Wirren des vietnamesischen Bürgerkriegs geboren, von einer unverheirateten Mutter, die selbst noch ein Kind ist. Sie weiß sich nicht anders zu helfen, als das Kind auszusetzen. Auch die zweite Mutter, eine Nonne, reicht sie weiter. Erst die dritte Mutter wird ihre Mama, bei der sie aufwachsen kann und von der sie geliebt wird.
Um bessere Zukunftschancen zu haben, wird sie als sehr junges Mädchen verheiratet, mit einem wesentlich alteren Vietnamesen,der nach Kanada ausgewandert ist. Mit ihm zusammen baut sie ein vietnamesisches Restaurant auf unf wird zur angesehenen Geschäftsfrau. Aus der arrangierten Ehe wird zwar keine Liebe, aber wenigstens ein erträgliches Miteinander, aus dem sogar zwei Kinder hervorgehen. Es gelingt Män auch Freundinnen zu finden und sie schafft es ihre geliebte Mutter nachkommen zu lassen.
Interessant zu lesen, wie wenig Asiaten in der Lage sind, ihre Gefühle zu zeigen. Män kann den Freundinnen in ihrem neuen Leben nicht sagen, was sie für sie fühlt, sie zeigt es ihnen vielmehr auf die Art, die ihr möglich ist. Sie umsorgt ihre Freundinnen und liest ihnen ihre Wünsche von den Augen ab. Die Freundin, die von ihrem Mann mißhandelt wird, findet selbsverständlich mit ihren Kindern bei ihr Unterkunft und gehört bald zur Familie. Das ist mehr Liebesbeweis als viele Worte. Auch ihren KIndern kann sie nicht so nahe sein, wie sie es gerne wäre.
Die Liebe erfährt sie erst mit Luc. Ich bin froh, daß diese Liebesgeschichte ohne Happy End endet, sonst wäre das Buch in den Kitsch abgedriftet.
Schade ist, daß das Buch keine richtigen Rezepte enthält, ich würde sie zu gerne nachkochen.
Schön, die vietnamesischen Worte am Seitenrand.
Alles in allem ein wirklich gelungenes Werk, das man sicher öfter liest.